Namensziegelprojekt


Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 kamen ab Oktober 1941 auch die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen in das Kriegsgefangenenlager Sandbostel. Im Verlaufe des Krieges wurden insgesamt mindestens 70.000 sowjetische Soldaten nach Sandbostel gebracht.

Entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie galten sie als "Untermenschen" und sollten nicht wie Kameraden behandelt werden. Ihr Tod wurde nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern war bewusst intendiert. Mangelnde Ernährung und katastrophale hygienische Bedingungen führten insbesondere im Winter 1941/42 zu einem Massensterben.

Tausende sowjetische Kriegsgefangene starben und wurden anonym und pietätlos in großen Massengräbern auf dem Lagerfriedhof verscharrt.

 

Bislang konnten die Namen von 4.690 im Stalag X B Sandbostel verstorbenen sowjetischen Soldaten ermittelt werden. Es ist aber davon auszugehen, dass deutlich mehr Tote in den Massengräbern auf dem ehemaligen Lagerfriedhof ruhen.

 

Erstellung des Namensziegels. Foto: D. Engels, 2.8.2011
Erstellung des Namensziegels. Foto: D. Engels, 2.8.2011

Um die Toten zu würdigen, sollten die bekannten Namen auf dem Friedhof angebracht werden. Angehörige finden so einen Ort, an dem zumindest der Name des Vaters, Großvaters oder Onkels zu lesen ist. Die Gedenkstätte Lager Sandbostel hat dafür seit 2011 gemeinsam mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und der Gemeinde Sandbostel das Namensziegelprojekt durchgeführt. Zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 2021 wurde das Projekt abgeschlossen.

Etwa 10.000 Jugendliche setzten sich in dem Projekt mit Hilfe der Personalkarten der Kriegsgefangenen mit dem individuellen Schicksal eines sowjetischen Soldaten im Stalag X B auseinander und ermittelten Namen, Vornamen und Lebensdaten.

 

Eine Jugendliche beim Gravieren des Namens und der Lebensdaten in einen Namensziegel. Foto: D. Engels, 2.8.2011
Eine Jugendliche beim Gravieren des Namens und der Lebensdaten in einen Namensziegel. Foto: D. Engels, 2.8.2011

Die Jugendlichen konnten durch eigene Recherche den Leidensweg sowjetischer Kriegsgefangener von Beginn ihrer Gefangenschaft bis zum Ort ihres Sterbens nachvollziehen. Sie setzten sich dabei aktiv mit der Geschichte auseinander, bauten einen Bezug zu einer konkreten Biografie auf und lernten die Funktionsweise des Kriegsgefangenenlagers anhand der Eintragungen auf den Personalkarten kennen. Zudem leisteten die Jugendlichen einen aktiven Beitrag zur Erinnerung an das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen und den Aufbau einer regionalen Gedenkkultur.

Die angefertigten Namensziegel werden von der Ziegelei Pape, Bevern e.V. gebrannt und an vom KIVINAN-Bildungszentrum Zeven gefertigten Betonstelen in einem eigens angelegten Gedenkbereich auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel (ehemaliger Lagerfriedhof) angebracht.

Für dieses Projekt sind wir weiterhin auf Spenden angewiesen und würden uns über Ihre Unterstützung freuen.

 

Jugendliche beim Anbringen von Namensziegel an Betonstelen auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel. Foto: A. Ehresmann, 7.6.2014
Jugendliche beim Anbringen von Namensziegel an Betonstelen auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel. Foto: A. Ehresmann, 7.6.2014