Neuigkeiten Januar - Juni 2022


7.6.2022

Aus dem Archiv #5 - Dokumente eines belgischen Kriegsgefangenen

Nach der Kapitulation Belgiens am 28. Mai 1940 nahm die Wehrmacht die gesamte belgische Armee in Kriegsgefangenschaft. So kam der Unteroffizier Felix Janssens als belgischer Kriegsgefangener in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel. Der vielfältige Bestand zu Felix Janssens im Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel bietet Einblicke in den Alltag belgischer Kriegsgefangener in Sandbostel.

Selbstgemaltes Programm zur Weihnachtsfeier im Dezember 1942
Selbstgemaltes Programm zur Weihnachtsfeier im Dezember 1942

Die Wehrmacht behandelte die verschiedenen Kriegsgefangenengruppen nach rassistischen Kategorien sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu beispielsweise den sowjetischen Kriegsgefangenen hielt sich die Wehrmacht bei den belgischen Kriegsgefangenen in weiten Teilen (denn Verstöße gab es auch hier) an die Genfer Kriegskonvention. Im Bestand von Janssens lassen sich selbstgemachte Programme der Theatergruppe "L' Equipe" zu Weihnachten und Silvester 1942 finden, ein Hinweis darauf, wie die belgischen Kriegsgefangenen im zweiten Jahr ihrer Gefangenschaft die Feiertage verbrachten. Einen ganz anderen Teil des Alltags zeigt ein Foto von Felix Janssens bei der Arbeit auf einem Feld. Wie die meisten belgischen Kriegsgefangenen wurde auch Janssens einem landwirtschaftlichen Arbeitskommando zugewiesen.

Felix Janssens im landwirtschaftlichen Arbeitskommando
Felix Janssens im landwirtschaftlichen Arbeitskommando

Während die meisten französisch sprechenden belgischen Kriegsgefangenen (Wallonen) bis 1945 in Kriegsgefangenschaft blieben, wurde der Großteil der flämisch sprechenden belgischen Kriegsgefangenen (Flamen) Anfang 1941 wieder entlassen. Die Wehrmacht entließ Felix Janssens nach drei Jahren aus der Kriegsgefangenschaft, dies hatte einen anderen Grund. Ein Dokument aus dem Kriegsgefangenenlazarett zeigt, dass ihm dort eine Herzinsuffizienz attestiert wurde. So kam Felix Janssens mit dem Sanitätszug des Belgischen Roten Kreuzes im April 1943 zurück nach Belgien.

Entlassungsschein von Felix Janssens
Entlassungsschein von Felix Janssens

Der Bestand zu Felix Janssens ist nur einer der Bestände, die einen individuellen Einblick in den Alltag von Kriegsgefangenen bieten. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lädt herzlich dazu ein, sich wissenschaftlich mit diesen Beständen zu befassen.


5.7.2022

Crowdfunding-Kampagne des Gedenkstättenverein Sandbostel: Multi-Media-Ausstattung für einen Seminar- und Veranstaltungsraum

Auf dem Gelände der Gedenkstätte Sandbostel, einem ehemaligen Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager, befinden sich auch Gebäude, die erst in der Nachkriegsnutzung in den 50er und 60er Jahren entstanden sind. Dazu gehören das "Haus Altenberg" und die ehemalige kath. Kirche. Während Letztere inzwischen in den "Bernard le Godais-Saal" umgewandelt wurde, beherbergte Erstere einen Raum, der lange als Abstellraum sein Dasein fristete. Seit einem guten Jahr wird dieser Raum mit finanzieller Hilfe des Landkreises Rotenburg/W und mit viel Eigenarbeit von Ehrenamtlichen in einen Seminar- und  Veranstaltungsraum umgestaltet. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis September beendet sein. Dann geht es an die Einrichtung. Dankeswerterweise ruft nun der Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. zu einer Crowdfunding-Kampagne auf um 8.750,- Euro für die Multimedia-Ausstattung und Bestuhlung dieses zukünftigen Seminarraum einzuwerben.

Die Ausstattung besteht aus: Beamer, Leinwand, Heimkino-Anlage, ca. 60 Stühle, Redner:innenpult und einem Medienwagen mit DVD-Player und PC.


https://www.betterplace.org/de/projects/111200-multi-media-ausstattung-fuer-einen-seminar-und-veranstaltungsraum

 

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich an der Crowdfunding-Kampagne beteiligen würden. Insbesondere am morgigen Mittwoch (6. Juli) werden Spenden von bis zu 200,- Euro von einer regionalen Bank mit 10% aufgestockt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


7.6.2022

Aus dem Archiv #4 - Nachlass eines britischen Soldaten aus dem CIC No 2

Nachdem das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel von britischen Truppen befreit worden war, richtete die britische Armee noch im Jahr 1945 das No. 2 Civil Internment Camp Sandbostel ein. In den westlichen Besatzungszonen kamen Personen, die der NS-Täterschaft verdächtigt wurden, in sogenannten „automatic arrest“. Unter „automatic arrest“ gerieten ehemalige SS-Angehörige oder NSDAP-Funktionäre. Im No. 2 CIC Sandbostel waren durchschnittlich 5.000 überwiegend ehemalige SS-Angehörige interniert, die auf ihre Entnazifizierungsverfahren beim Spruchkammergericht in Stade warteten. Bewacht wurden die Internierten von britischen Wachmännern – wie Andrew Edmondson, dessen Nachlass seine Tochter dem Archiv der Gedenkstätte im Jahr 2020 übergab.

Fotografien aus dem Bestand von Andrew Edmondson, Foto: Johanna Becker
Fotografien aus dem Bestand von Andrew Edmondson, Foto: Johanna Becker

Mit grade mal 20 Jahren war Andrew Edmondson in den Jahren 1946 und 1947 als Schreiber im No 2 CIC tätig. Andrew Edmondson machte zahlreiche Fotos vom No 2 CIC, die einen Eindruck vom Aufbau des Lagers geben. Fotos von der Alster und der Elbbrücke zeugen von Ausflügen des jungen Andrew Edmondson nach Hamburg. Andere Fotos zeigen eine Familie in Ober Klenkendorf, zu der Andrew Edmondson guten Kontakt gehabt haben muss. Weitere Teile des Nachlasses sind zwei verzierte Holzkistchen, die vermutlich von den Internierten hergestellt wurden. Seiner Tochter berichtete Andrew Edmondson, er habe dafür mit Zigaretten bezahlt. Solche verzierten Holzkisten stellten Internierte u.a. her, um der Langeweile zu entkommen, die den Alltag der Internierten bestimmte. Erst Ende 1946 war es den Internierten gestattet, einer Tätigkeit nachzugehen. Zu etwa diesem Zeitpunkt änderte sich generell der Charakter des CIC von einer militärischen zu einer demokratischen Lagerordnung im Geiste der Reedukation. 1948 wurde das No 2 CIC geschlossen.
Neben den Fotografien, Holzkisten sind zudem noch ein Organigramm, gemaltes Bild und ein Arbeitszeugnis Teil des Nachlasses von Andrew Edmondson. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lädt herzlich dazu ein, auch diesen Teil der Nachgeschichte des Stalag X B wissenschaftlich zu erforschen.

Abbildung links: Fotografie des Eingangsbereichs des No 2 CIC Sandbostel, abfotografiert: Johanna Becker
Abbildung rechts: Vermutlich von Internierte hergestellte Holzkiste, Foto: Johanna Becker


2.6.2022

100. Geburtstag von Wiktor Listopadzki

Wiktor Listopadzki in Sandbostel, 2015. Foto: L. Rudnick
Wiktor Listopadzki in Sandbostel, 2015. Foto: L. Rudnick

Wszystkiego najlepszego, Panie Wiktorze!

Heute feiert unser Freund, der ehemalige polnische Kriegsgefangene Wiktor Listopadzki, seinen 100. Geburtstag. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im Jahr 1939 wurde Wiktor zur Zwangsarbeit nach Warschau gebracht. Dort kam er in Kontakt mit der polnischen Armia Krajowa ("Heimatarmee"), die Widerstand gegen die deutsche Besatzung organisierte. 1944 nahm Wiktor im Warschauer Aufstand teil. Bei den Kämpfen gegen Wehrmacht und SS wurde sein zwei Jahre älterer Bruder Zygmunt getötet. Nach der Kapitulation wurde Wiktor im Oktober 1944 über das Dulag 142 Skierniewice in das Stalag X B Sandbostel transportiert und später in Hamburg zur Räumung von Bombentrümmern eingesetzt. Seine Befreiung erlebte er im nordfriesischen Husum.

Der "peace train" besucht Wiktor Listopadzki. Foto: M. Freitag-Parey
Der "peace train" besucht Wiktor Listopadzki. Foto: M. Freitag-Parey

Wiktor kam mehrmals wieder nach Sandbostel, zuletzt zum 70. Jahrestag der Befreiung 2015. Im selben Jahr besuchte ihn unser Kollege Michael Freitag-Parey zusammen mit Jugendlichen aus ganz Europa im Rahmen des ersten "peace train" in Polen.

 

Wir haben Wiktors Sohn Tomasz gebeten, ihm heute unsere Glückwünsche zu seinem 100. Geburtstag zu übermitteln.


1.6.2022

Bewerbung für FSJ Politik an der Gedenkstätte jetzt möglich

Im September startet das nächste Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) Politik an der Gedenkstätte Lager Sandbostel: Wir freuen uns auf deine Bewerbung! Das FSJ Politik bietet dir die Möglichkeit, dich ein Jahr lang an einem regional und international anerkannten Erinnerungs- und Lernort zu engagieren, insbesondere in diesen möglichen Bereichen:

- Gedenkstätten- und Friedenspädagogik: Du begleitest Schulklassen, Konfirmand*innen und andere Jugendgruppen in der Gedenkstätte, du unterstützt bei der Planung und Durchführung internationaler Jugendbegegnungen und du arbeitest an der Weiterentwicklung des Bildungsangebots mit.
- Öffentlichkeitsarbeit: Du textest, fotografierst, recherchierst und erstellst Inhalte für unsere Social-Media-Kanäle sowie für unsere Website.
- Organisation und Veranstaltungen: Du unterstützt bei der alltäglichen Organisation des Gedenkstättenbetriebs und du wirkst an der Vorbereitung und Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen wie Gedenkfeiern und Fachvorträgen mit.
- Archiv und Dokumentation: Du übernimmst Verantwortung bei der Aufnahme, Katalogisierung und Digitalisierung von Archivalien.


Innerhalb der FSJ-Zeit kannst du zudem unterschiedliche Schwerpunkte setzen: Dazu gehört ein eigenes Projekt, das du in Absprache und Kooperation mit deinen Kolleg*innen entwickelst und durchführst. Interessierte ab 18 Jahren können sich ab sofort informieren und bewerben: m.freitag-parey@stiftung-lager-sandbostel.de
Das Freiwillige Soziale Jahr an der Gedenkstätte wird vom Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. finanziert.


25.5.2022
Archäologische Grabungsfunde übergeben

Von links: Dietrich Alsdorf, Andreas Ehresmann, Ines Dirolf. Foto: J. Dohrmann
Von links: Dietrich Alsdorf, Andreas Ehresmann, Ines Dirolf. Foto: J. Dohrmann

Nachdem Dietrich Alsdorf wohlverdient in den Ruhestand gegangen ist, hatte der Stader Grabungstechniker die Zeit gefunden die aufbereiteten Objekte, die er als Mitglied der AG Spurensuche des Gedenkstättenvereins Sandbostel und als ehrenamtlicher Sondengänger auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlager Sandbostel von 2014 bis 2021 gefunden hatte, dem Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel zu übergeben.
Die Archivleiterin Indes Dirolf und der Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann zeigten sich sehr erfreut über zwei Kartons mit hunderten von Fundstücken.

Von Kriegsgefangenen selbst hergestelltes Armband. Foto: J. Dohrmann
Von Kriegsgefangenen selbst hergestelltes Armband. Foto: J. Dohrmann

Neben vielen Massenobjekten aus Metall wie Uniformknöpfe und -schnallen sind insbesondere Metallmarken mit den eingestanzten Registrierungsnummern von Kriegsgefangenen von großem Interesse, da diese einerseits jeweils das individuelle Zeugnis eines Kriegsgefangenen ist und andererseits darüber möglicherweise einzelne Kriegsgefangene identifiziert werden können.
Ergreifend sind zudem mehrere von Kriegsgefangenen selbst hergestellte Ringe und aus Blech hergestellte und verzierte Herzen, die möglicherweise als Liebesgaben an Angehörige verschickt werden sollten. Auch ein selbst hergestelltes Armband aus Aluminiumblech konnte Dietrich Alsdorf bei seinen Sondengängen aufspüren. Fragmente einer Christusfigur und einer Madonna zeugen von der religiösen Praxis im Lager und mehrere abgeschossene Projektile stammen höchstwahrscheinlich aus der Niederschlagung des rückwirkend „Hungerrevolte“ genannten Aufstands von KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen in der Nacht von 19. auf den 20. April 1945.
Dank der Übergabe der Objekte aus den archäologischen Grabungen durch Dietrich Alsdorf konnten wir unseren Sammlungsbestand insbesondere zu den individuellen Zeugnissen der Kriegsgefangenen erheblich vergrößern.

Hintergrund: Das Suchen nach historischen Objekten mit dem Einsatz einer Suchsonde, auch „sondeln“ genannt, ist ein beliebtes Hobby. Dabei wird mit einem Metalldetektor nach Gegenständen aus Metall im Boden gesucht.
In Niedersachsen und somit auch im Landkreis Rotenburg (Wümme) und auf den Äckern um die Gedenkstätte herum, bedarf das Sondengehen einer denkmalrechtlichen Genehmigung durch die Kreisarchäologie! Die Sondengänger erhalten dann die Genehmigung der so genannten „Nachsuche“ für ein begrenztes Gebiet, in dem dann bis in eine Tiefe von maximal 30 cm nach Metallgegenständen gesucht werden darf.
Die Gedenkstätte Lager Sandbostel arbeitet mit den ausgebildeten, ehrenamtlichen und für das ehemalige Lagerareal zugelassenen Sondengängern eng zusammen.


3.5.2022

Bewegende Gedenkfeier mit vielen Teilnehmer:innen erstmals wieder vor Ort

Nach zwei Jahren, in denen die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Jahrestage der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B pandemiebedingt in digitaler Form stattfanden, konnten wir in diesem Jahr wieder Gäste einladen. Wir erinnerten gemeinsam mit etwa 120 Anwesenden an die Befreiung des Stalag X B durch britische Truppen am 29. April 1945. Etwa 14.000 Kriegsgefangene und etwa 7.000 KZ-Häftlinge befanden sich zu dem Zeitpunkt in Sandbostel. Von insgesamt mindestens 313.000 Kriegsgefangenen, Internierten und KZ-Häftlingen, die das Lager seit 1939 durchliefen, erlebten viele die Befreiung des Stalag X B allerdings nicht mehr oder starben kurze Zeit danach. Der vielen Tausend Menschen gedachten wir am 29. April 2022.

Janusz Pilchowski, Foto: J. Becker
Janusz Pilchowski, Foto: J. Becker

Am Vorabend, dem 28. April 2022, durften wir bereits Gäste aus Belgien, den Niederlanden, den USA und Großbritannien zum sogenannten Generationentreffen begrüßen. Bei gemeinsamen Abendessen konnten sich Angehörige sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen der Gedenkstätte kennenlernen, austauschen und wiedertreffen. Als besonderer Gast nahm Janusz Pilchowski mit seinen drei Söhnen Gary, Dale und Stephen aus Großbritannien teil. Janusz Pilchowski kämpfte mit gerade mal 14 Jahren unter dem Tarnnamen „Lisek“ in der Armia Krajowa in Warschau gegen die deutsche Besatzung. Nach der Kapitulation des Warschauer Aufstands brachte ihn die Wehrmacht als Kriegsgefangener nach Sandbostel. Er war nur 15 Jahre alt, als er befreit wurde. Über mehrere Stationen verschlug es Pilchowski nach seiner Befreiung nach Chesterfield, wo er bis heute lebt. Nach 77 Jahren kehrte Pilchowski zur Gedenkveranstaltung das erste Mal wieder zurück nach Sandbostel.

Foto: I. Dirolf
Foto: I. Dirolf

Am 29. April begrüßte der Stiftungsvorsitzende Günther Justen-Stahl die Gäste auf dem ehemaligen Lagerfriedhof in Sandbostel. In seiner Begrüßungsrede erklärte Justen-Stahl außerdem die Gründe, die dazu führten, die politischen Vertreter:innen Russlands und Belarus dieses Jahr nicht einzuladen. Darauf folgten die Reden von Marco Prietz, Landrat für Rotenburg, und Markus Steinmetz, Referatsleiter und Leitender Ministerialrat im niedersächsischen Innenministerium. Beide verurteilen den Krieg in der Ukraine und erinnerten an das Leid, das Krieg über die Menschen bringt. Landrat Marco Prietz ging zudem auf die lange Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte ein, in der er auch kritisch auf die Rolle des Landkreises einging. Darauf folgten ein multireligiöse Gebetsreihe und die Kranzniederlegung.

Fortgesetzt wurde die Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Lagerküche des Stalag X B. Dort begrüßte der Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann die Gäste. So groß die Freude über ein Wiedersehen nach zwei Jahren Pandemie sei, so groß auch ist die Bestürzung über den Krieg in der Ukraine, den Ehresmann ebenfalls deutlich verurteilte. Gleichzeitig warnte Ehresmann vor einem Erstarken von Nationalismus und antislawischen Rassismus.

Generalkonsul Peter Schuurman, Foto: C. Karstensen
Generalkonsul Peter Schuurman, Foto: C. Karstensen

Der niederländische Generalkonsul Peter Schuurman nannte die Namen einiger niederländischen KZ-Häftlinge, die in Sandbostel gelitten haben oder verstorben sind und betonte den Wert der Freiheit und die Rolle, die der Erinnerungskultur zukommt, diesen Wert zu erhalten.

Mark Pedri, Foto: J. Becker
Mark Pedri, Foto: J. Becker

Im Anschluss sprach Mark Pedri, der Enkel des amerikanischen Kriegsgefangenen Silvio Pedri. Nie hatte sein Großvater über seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg gesprochen und erst zehn Jahre nach seinen Tod erfuhr sein Enkel mehr über diese Zeit und machte sich gemeinsam mit seiner Frau Carry McCarthy von Wyoming in den USA über Metz in Frankreich auf die Spuren seines Großvaters bis nach Sandbostel. Pedri betonte, dass Kriege immer Wunden aufreißen, die nur schwer über Generationen hinweg verheilen.

Ivan Vasilev, Foto: I. Dirolf
Ivan Vasilev, Foto: I. Dirolf

Pedris Rede folgte die Rede von Ivan Vasilev, dem Urenkel des sowjetischen Kriegsgefangenen Grigorij Semikolennykh. In seiner sehr bewegenden Rede ging Vasilev darauf ein, welches Leid der Zweite Weltkrieg über seine Familie brachte, von der 18 Familienmitgliedern, die in den Krieg zogen, überlebten zehn nicht, was zeige, was für ein Übel Krieg ist. Umso unverständlicher ist für Vasilev der Krieg, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt. Vasilev fand deutliche Worte gegen den Krieg und zeigte sich solidarisch mit den Ukrainer:innen. Da Janusz Pilchowski selbst nicht sprechen wollte, sprach sein Sohn Gary Pilchowski, der betonte, dass trotz der Situation mit denen sich sein Vater konfrontiert sah, er nie den Mut verlor und stets das Gute sah. Musikalisch begleitete Stasya Zubova auf der Violine die Veranstaltung.

Anschließend gab es die Gelegenheit zum individuellen Gedenken, an dem sich zahlreiche Angehörige, Vertreter der britischen Grenadier Guards, der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Stichting Oktober 1944 Putten, der ANEI (it. Vereinigung der ehemaligen Militärinternierten), des niederländischen Vriendenkring Neuengamme, der Amicale België und außerdem der Bürgermeister der belgischen Gemeinde Tielt-Winge Rudi Beeken beteiligten. Abschließend fand ein Gedenkgottesdienst in der Lagerkirche statt.

Tags darauf trafen sich einige Angehörige und Janusz Pilchowski zu einem mehrstündigen Gespräch und Rundgang in der Gedenkstätte. Trotz seines hohen Alters von 92 Jahren erinnerte sich Pilchowski mit erstaunlicher Genauigkeit an seine Zeit im Kriegsgefangenenlager Sandbostel und gab spannende Einblicke in seinen Lageralltag.

Am 1. Mai kam die französische Amicale Neuengamme nach Sandbostel, um im Rahmen einer sogenannten Pèlerinage den verstorbenen KZ-Häftlingen zu gedenken. Angereist waren untere anderem die Tochter des ehemaligen französischen KZ-Häftlings Raymond Gourlin und Yvonne Cossu, die ihren Vater in Sandbostel verlor.
Insgesamt gehen für die Gedenkstätte bewegende, spannende und interessante Tage zu Ende, die von Wiedersehensfreude, neuen Begegnungen, dem gemeinsamen Austausch und eindrücklichem Gedenken geprägt waren – auch wenn der Schatten des Krieges zu spüren war.


7.4.2022

Aus dem Archiv #3 - Zeichnungen von Pierre Fertil

Mit nur 21 Jahren wurde Pierre Fertil 1944 aus Frankreich in das Bremer KZ-Außenlager Bahrsplate deportiert. Im April 1945 kamen er und andere KZ-Häftlinge mit einem der Todesmärsche im KZ-Auffanglager in Sandbostel an. Dort lernte er den französischen Kriegsgefangenen Pierre Billaux kennen, mit dem er nach der Befreiung auch noch weiter befreundet blieb. Nachdem Fertil in den 90ern in den Ruhestand ging, fing er an seine Alpträume – Resultat seiner KZ-Haft - durch Malereien festzuhalten. Diese Bilder verbrannte er jedoch immer sofort wieder bis ihn sein Freund Billaux darauf aufmerksam machte, seine Kunst der Öffentlichkeit zu zeigen. Mit der Kunst verarbeitet er seine Eindrücke und Erlebnisse als KZ-Häftling. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel verfügt über drei Dauerleihgaben dieser Bilder.

Bei seinen Malereien nutzt Pierre Fertil Kohle, Pastellkreide, Acryl und Aquarell auf Papier oder Pappe. Die Kohle setzt Fertil dabei als Mittel ein, um die abgemagerten Körper der KZ-Häftlinge zu betonen, womit er vor allem den Hunger der Häftlinge thematisiert. Die Bilder des Künstlers erhalten durch das vermehrte Einsetzen der Farben grau, braun, violett, blau und rot bereits eine kühle und triste Wirkung. Diese wird durch das erschreckende Motiv des Zustands der KZ-Häftlinge verstärkt. Der Betrachter wird mit dem Tod, der Qual und dem Hunger direkt konfrontiert, indem Fertil Leichenberge, qualvolle oder starre Gesichtsausdrücke und völlig kraftlose KZ-Häftlinge darstellt.

Die  Malereien von Pierre Fertil wirken sehr beeindruckend und gleichzeitig erschreckend, da diese den Zustand der KZ-Häftlinge vermitteln und den Betrachter direkt mit der schrecklichen Wahrheit, also unter anderem den Leichen, konfrontieren. Beeindruckend ist dabei, wie er es geschafft hat, durch diese Mittel bei seinen Malereien in dem Betrachter direkt etwas auszulösen.
Diese Bilder sowie auch Bilder anderer Künstler, die damals im Lager Sandbostel waren, sind insofern wichtig, da sie zum Einen dem Künstler selbst helfen, die Geschehnisse und Schrecken zu verarbeiten und zum Anderen, um damit die Geschichte zu erklären und die Gesellschaft zu ermahnen, dass sich so etwas nicht wiederholen darf und daran erinnert werden muss. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lädt herzlich dazu ein, sich wissenschaftlich mit den Bildern von Fertil wie auch den anderen Kunstwerken auseinanderzusetzen. Text: Johanna Becker


4.4.2022

Gedenkveranstaltung anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel

29. April 2022, 16.00 Uhr (Kriegsgräberstätte Sandbostel), 17.30 Uhr (Gedenkstätte Lager Sandbostel), 19.00 Uhr (ev.-luth. Lagerkirche)

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und der dadurch bedingten digitalen Gedenkveranstaltungen können wir nun am 29. April endlich wieder auf dem Lagerfriedhof und in der Gedenkstätte zusammenkommen, um gemeinsam der Befreiung des Lagers und der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge zu gedenken, die im Stalag X B Sandbostel gelitten haben und gestorben sind. Wir freuen uns, dass bereits viele Gäste aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika ihr Kommen zugesagt haben. Wir beginnen die traditionell dreigeteilte Gedenkveranstaltung um 16.00 Uhr auf dem Lagerfriedhof (heute „Kriegsgräberstätte Sandbostel“). Um 17.30 Uhr setzten wir die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte fort und um 19.00 Uhr findet dann ein Gedenkgottesdienst in der ev.-luth. Lagerkirche statt. Die Veranstaltungen auf dem Lagerfriedhof, in der Gedenkstätte und in der Lagerkirche sind öffentlich. Sie sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Das Programm finden Sie unten folgend.

In diesem Jahr freuen wir uns insbesondere, dass der ehemalige Angehörige der polnischen Heimatarmee und Kämpfer im Warschauer Aufstand Janusz Pilchowski an der Gedenkveranstaltung teilnehmen wird. Janusz Pilchowski wurde am 29. April 1945 im Alter von 15 Jahren von britischen Truppen im Stalag X B befreit und lebt heute in Großbritannien. Zudem werden Mark Pedri aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Ivan Vasilev aus Russland zu uns sprechen. Der Großvater von Mark Pedri, Silvio Pedri, war als US-amerikanischer Soldat und der Urgroßvater von Ivan Vasilev, Grigoriy Semikolennykh, als sowjetischer Soldat im Kriegsgefangenenlager Sandbostel gefangen. Weiter wird an der Gedenkveranstaltung auch eine Delegation der britischen Grenadier Guards teilnehmen. Einheiten der Grenadier Guards befreiten das Stalag X B am 29.4.1945.
Aufgrund des völkerrechtswidrigen Kriegs Russland gegen die Ukraine haben wir uns in diesem Jahr entschieden, die konsularischen Vertretungen der Russischen Föderation und der Republik Belarus nicht zu der Veranstaltung einzuladen. Sie finden unsere Erklärung hier. Bei den Kranzniederlegungen werden die entsprechenden Kränze von Menschen aus Russland und Belarus niedergelegt.
Wir freuen uns, wenn wir Sie am 29. April an der Gedenkveranstaltung teilnehmen und wir sie in Sandbostel begrüßen dürfen.

 

Programm der Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B Sandbostel:
16.00 Uhr, Lagerfriedhof/Kriegsgräberstätte Sandbostel (Beverner Str. ohne Nr., 27446 Sandbostel)
· Begrüßung Günther Justen-Stahl, Vorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel
· Grußwort Marco Prietz, Landrat des Landkreises Rotenburg (Wümme)
· Rede Markus Steinmetz, Referatsleiter MI und Ltd. Ministerialrat, Land Niedersachsen
· Multireligiöse Gebetsreihe (bisher haben je ein ev.-luth., kath., russ.-orth. und ein musl. Geistlicher zugesagt)
· Kranzniederlegung

17.30 Uhr, ehemalige Lagerküche in der Gedenkstätte Lager Sandbostel (Greftstr. 7, 27446 Sandbostel)
· Begrüßung Andreas Ehresmann, Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel
· Grußwort Peter Schuurman, Generalkonsul des Königreichs der Niederlande, Düsseldorf
· Rede Mark Pedri, Enkel des ehem. amerikanischen Kriegsgefangenen Silvio Pedri, USA
· Rede Ivan Vasilev, Urenkel des sowjetischen Kriegsgefangenen Grigoriy Semikolennykh und Vorstandsmitglied der regionalen Vertretung der Geschichts- und Menschenrechtsorganisation "Memorial" in Perm, Russland
· Rede Janusz Pilchowski, ehemaliger polnischer Kriegsgefangener, Großbritannien
· Musikalische Begleitung: Stasya Zubova, Solo-Violine
· Kranzniederlegung

19.00 Uhr, Lagerkirche (Greftstr., 27446 Sandbostel)
· Gedenkgottesdienst mit: Wilhelm Helmers, Superintendent des ev.-luth. Kirchenkreis Bremervörde-Zeven (Ansprache), Manfred Thoden, Pastor der St. Lamberti-Kirchengemeinde Selsingen und Friedenspädagoge Michael Freitag-Parey.

 

Hintergrund:
Bis zum Kriegsende durchliefen mehr als 313.000 Gefangene aus der ganzen Welt den Lagerkomplex des Stalag X B Sandbostel. Ihre Behandlung war in völkerrechtlichen Verträgen geregelt, doch waren systematische Verstöße an der Tagesordnung. Den sowjetischen Soldaten verweigerte die Wehrmacht jeglichen Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende von ihnen starben an Hunger und Krankheiten, die genaue Zahl, ist bis heute nicht bekannt. Im April 1945 kamen etwa 9.500 Häftlinge aus dem kurz zuvor geräumten KZ Neuengamme und einigen Außenlagern im Bremer Raum nach Sandbostel. Trotz der verzweifelten Bemühungen des internationalen Widerstandskomitees der Kriegsgefangenen den KZ-Häftlingen in den Tagen vor der Befreiung zu helfen, starben Tausende an Krankheiten, Erschöpfung und unmittelbarer Gewalt durch die Wachmannschaften. Die britische Armee befreite am 29. April 1945 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge. Die Soldaten fanden insbesondere in dem Bereich, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren, katastrophale Bedingungen vor. Nach der Befreiung versuchte das britische Royal Army Medical Corps den befreiten KZ-Häftlingen zu helfen, aber es starben auch nach der Befreiung noch über 500 KZ-Häftlinge an Erschöpfung, Auszehrung und an Infektionskrankheiten. Die Toten wurden zunächst in Massengräbern um das Lager herum bestattet. Diese Gräber wurde zwischen 1954 und 1956 aufgelöst und auf den Lagerfriedhof umgebettet.


28.3.2022
Erste Stelen zur Markierung des Todesmarsches Farge – Sandbostel aufgestellt

Unter großer Beteiligung der lokalen Bevölkerung wurden am gestrigen Sonntag in Schwanewede und in Meyenburg die ersten beiden Stelen zur Markierung des Todesmarsches von KZ-Häftlingen aus Bremen-Farge in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel eingeweiht. 13 weitere Stelen in den Dörfern, durch die die einstige Marschroute führte, werden in den nächsten Wochen folgen.

Die an einen Straßenbegrenzungspfahl erinnernde Stele ist auf der einen Seite mit "Todesmarsch" und auch der anderen Seitemit "April 1945" beschriftet.
Die an einen Straßenbegrenzungspfahl erinnernde Stele ist auf der einen Seite mit "Todesmarsch" und auch der anderen Seitemit "April 1945" beschriftet.

Möglich wurde das Projekt durch eine Finanzierung des niedersächsischen Kultusministeriums im Rahmen des Förderprogramms „75 Jahre Demokratie in Niedersachsen. Alles klar!?“. Dadurch konnten mit Lilja Girgensohn und Muriel Nägler zwei Historikerinnen aus Bremen gewonnen werden, die Leitung des Projektes zu übernehmen. Gemeinsam mit der Berufsschule Osterholz-Scharmbeck, UNESCO-Projektschule, sowie den Waldschulen Schwanewede und Hagen-Beverstedt und der Oberschule Geestequelle in Oerel, die alle regelmäßig die Gedenkstätte Lager Sandbostel besuchen, arbeiteten die beiden Historikerinnen intensiv an der Thematik der Todesmärsche. Die Stelen werden von der Berufsschule Osterholz-Scharmbeck produziert und den kommunalen Bauhöfen aufgestellt.

Neben den beteiligten Schulen und der Kirchengemeinde Schwanewede möchten wir herzlich der Gemeinde Schwanewede mit der Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann, dem Ortsbürgermeister Schwanewede, Martin Grasekamp und dem Ortsbürgermeister Meyenburg, Dominik Schmengler für die engagierte Zusammenarbeit danken.

Die nächsten Gedenkstelen werden in den Gemeinden Uthlede, Hagen und Bramstedt am 10. April eingeweiht.

Einweihung in Schwanewede

Einweihung in Meyenburg

Hintergrund:
Anfang April 1945 wurden vor dem Hintergrund des Vormarsches der alliierten Truppen im Westen die Außenlager des KZ Neuengamme westlich der Weser in Wilhelmshaven und Meppen sowie die Außenlager im Bremer Stadtgebiet auf das Außenlager Farge nördlich von Bremen zurückgezogen. Ziel war der Abtransport der Häftlinge in das Stammlager Neuengamme. Am 10. April 1945 mussten die Häftlinge in mehreren Gruppen einen Todesmarsch antreten, der sie über Schwanewede, Meyenburg, Uthlede nach Hagen im Bremischen führte, wo der Transport in einer Ziegelei übernachtete.  Am 11. April 1945 durchquerte der Transport Bramstedt und Bokel und machte an der Bahn­station Stubben Halt, um Verwundete und Kranke in einen Zug zu verladen. Der Marsch ging weiter über Beverstedt bis Kirchwistedt, wo die Häftlinge abseits der Hauptstraße auf einem Bauernhof übernachteten. Am 12. April marschierten die Häftlinge über Volkmarst und Basdahl bis Barchel, wo in einer Scheune abseits der Hauptstraße übernachtet wurde. Am 13. April erreichte der Transport Bremervörde, wo die Häftlinge in einen Zug verladen wurden, der sie über Stade und Harburg nach Winsen (Luhe) brachte, von wo aus die Häftlinge zu Fuß zur Elbe marschierten mussten und mit der Fähre nach Neuengamme übergesetzt wurden. Kranke und nicht mehr marschfähige Häftlinge wurden in das KZ-Auffanglager im Stalag X B Sandbostel gebracht. Nach zwei Tagen im KZ Neuengamme wurden die Überlebenden des Todesmarsches aus Farge mit der Bahn nach Lübeck transportiert und auf die „Cap Arcona“ verladen, bei deren Untergang die meisten von ihnen starben.

Bis dato gab es nur einen, auf private Initiative eines Augenzeugen des Todesmarsches zwischen Volkmarst und Basdahl errichteten Gedenkstein in Erinnerung an zwei KZ-Häftlinge, die im April 1945 auf der Flucht erschossen worden sind und auf einer nahen Koppel verscharrt wurden. Das Grab konnten trotz mehrerer Nachforschungen in der Nachkriegszeit nie gefunden werden. Dieser Gedenkstein war bislang die einzige Erinnerung an die Todesmärsche von KZ-Häftlingen im Elbe-Weser-Raum im April 1945.


23.3.2022

Quartalsprogramm 2/2022 erschienen

Druckfrisch ist das aktuelle Veranstaltungsprogramm für das zweite Quartal 2022 erschienen. Neben den zweiwöchentlich angebotenen öffentlichen Überblicksrundgängen, dem Denkgottesdienst "gut:jetzt! - Zeit für Frieden" am 8. Mai und dem neuen Veranstaltungsformat FeierArbeit, bei dem Sie uns nach der Arbeit bei ehrenamtlichen Arbeiten auf dem Gedenkstättengelände unterstützen können, sind im zweiten Quartal besonders die Gedenkveranstaltungen zu erwähnen.

Am 29. April, dem 77. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B gedenken wir der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge die in Sandbostel gelitten haben und gestorben sind. Die Veranstaltung beginnt um 16.00 Uhr auf dem Lagerfriedhof und wir freuen uns, dass in diesem Jahr der ehem. polnische Armia Kraiowa-Angehörige Janusz Pilchowski aus London kommen wird. Minister Boris Pistorius wird Grußworte des Landes und Marco Prietz des Landkreises überbringen. Mit Mark Pedri aus den USA wird der Enkel eines amerikanischen Kriegsgefangenen sprechen und als Vertreter des konsularischen Korps konnten wir den niederländischen Generalkonsul Peter Schuurman aus Düsseldorf für eine Ansprache gewinnen. Seine Teilnahme hat auch der US-amerikanische Generalkosul Darion Akins aus Hamburg zugesagt.

Im Begleitprogramm bieten wir am 17. April einen Themenrundgang zur Befreiung des Stalag X B und den Rettungsmaßnahmen der britischen Armee an und am 22. April zeigen wir den Dokumentarfilm Dear Sirs von Mark Pedri über seinen Großvater der als US-amerikanischer Kriegsgefangener in Sandbostel war.

Unter den aktuellen, sehr besonderen Bedingungen werden wir am 22. Juni, dem 81. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion auf dem Lagerfriedhof den hier ruhenden Soldaten der Roten Armee, aus Russland, Belarus, der Ukraine und vielen anderen Teilrepubliken der Sowjetunion gedenken.

Im Begleitprogramm bieten wir einen Themenrundgang zu dem Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Stalag X B an.

Unser Kollege Carsten Karstensen bietet Anfang Mai den bereits mehrfach erfolgreich angenommenen zweittägigen Fotoworkshop "Fotografieren lernen - Sehen lernen" ein. Am 15.Mai werden wir dann anlässlich des Internationalen Museumstags die meisten Gebäude in der Gedenkstätte öffnen und einen Themenrundgang mit musikalischer Begleitung zur Kultur im Kriegsgefangenenlager anbieten

Zum Abschluß des zweiten Quartals freuen wir uns, dass wir unseren Kollegen Dr. Lars Hellwinkel für einen Vortrag über die das Rechercheprojekt "Spurensuche im Elbe-Weser-Dreieck" gewinnen konnten. Anläßlich des 75. Jahrestag des Kriegsendes wurden in dem Projekt 2020 alle Gräber von Kriegsgefangenen im ehemaligen Verwaltungsgebiet des Stalag X B zwischen Weser und Elbe erfasst und Blumen niedergelegt.

Wir würden uns freuen, wenn wir Sie zu der einen oder der anderen Veranstaltung in Sandbostel begrüßen dürfen.


17.3.2022

Spendenaufruf: Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine

Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine sind viele Menschen in große Not geraten. Unter den Leidtragenden sind auch die Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung. Sie brauchen jetzt mehr denn je unsere Hilfe, damit lebenswichtige Grundlagen wie Wärme, Nahrung und medizinische Versorgung sichergestellt, aber auch Wiederaufbauarbeiten unterstützt werden können.
Mit diesem Anliegen hat sich am 9. März 2022 ein Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine auf Initiative des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI gegründet.
Es besteht aus rund 30 Initiativen, Stiftungen, Erinnerungsorten und Gedenkstätten in Deutschland, die sich mit NS-Verbrechen beschäftigen und teilweise langjährige Kontakte zu Überlebenden der NS-Verfolgung, Fachkolleg*innen und Kooperationspartner*innen pflegen.

Mit Hilfe von Spenden möchten wir eine koordinierte und unbürokratische Unterstützung von ehemaligen NS-
Verfolgten, ihrer Angehörigen und Partner*innen des Netzwerks realisieren.

Spendenkonto bei der Berliner Volksbank
Empfänger: Kontakte-Kontakty
IBAN: DE59 1009 0000 2888 9620 02
BIC: BEVODEBB
KONTAKTE-KOHTAKTbI e. V. verwaltet die Spenden treuhänderisch.

Helfen Sie mit Ihrer Spende den Überlebenden der NS-Verfolgung in der Ukraine!

www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de • #ÜberlebendeNSVerfolgungUkraine

Mit herzlichem Dank
Ihr Hilfsnetzwerk für NS-Überlebende in der Ukraine
AKTIVES MUSEUM FASCHISMUS UND WIDERSTAND IN BERLIN E.V. • AKTION SÜHNEZEICHEN FRIEDENSDIENSTE (ASF) • ANNE FRANK ZENTRUM • AROLSEN ARCHIVES • BRÜCKE|MOST-STIFTUNG • BÜRGERSTIFTUNG SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE GEDENKSTÄTTEN • DEUTSCH-RUSSISCHES MUSEUM BERLIN-KARLSHORST • DOKUMENTATIONS- UND INFORMATIONSZENTRUM (DIZ) EMSLANDLAGER • DOKUMENTATIONSZENTRUM NS-ZWANGSARBEIT/STIFTUNG TOPOGRAPHIE DES TERRORS • GEDENK- UND BILDUNGSSTÄTTE HAUS DER WANNSEE-KONFERENZ • GEDENKSTÄTTE „DENKORT BUNKER VALENTIN“ • GEDENKSTÄTTE LAGER SANDBOSTEL • GEDENKSTÄTTE UND MUSEUM TRUTZHAIN • GEDENKSTÄTTE STALAG 326 (VI K) SENNE • GEDENKSTÄTTE FÜR ZWANGSARBEIT IN LEIPZIG • KONTAKTE-KOHTAKTbI E.V. • KREISMUSEUM WEWELSBURG • KZ-GEDENKSTÄTTE FLOSSENBÜRG • MAHN- UND GEDENKSTÄTTE STEINWACHE • OFEK E.V. – BERATUNGSSTELLE BEI ANTISEMITISCHER GEWALT UND DISKRIMINIERUNG • PROJEKT »NETZWERK ERINNERUNG« / STIFTUNG DENKMAL FÜR DIE ERMORDETEN JUDEN EUROPAS • STIFTUNG BRANDENBURGISCHE GEDENKSTÄTTEN • SÄCHSISCHE LANDESARBEITSGEMEINSCHAFT AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM NATIONALSOZIALISMUS • STIFTUNG HAMBURGER GEDENKSTÄTTEN UND LERNORTE ZUR ERINNERUNG AN DIE OPFER DER NS-VERBRECHEN • STIFTUNG ERINNERUNG, VERANTWORTUNG, ZUKUNFT (EVZ) • STIFTUNG GEDENKSTÄTTEN BUCHENWALD UND MITTELBAU-DORA • STIFTUNG GEDENKSTÄTTE ESTERWEGEN • STIFTUNG NIEDERSÄCHSISCHE GEDENKSTÄTTEN • STIFTUNG SÄCHSISCHE GEDENKSTÄTTEN/GEDENKSTÄTTE EHRENHAIN ZEITHAIN • VERBAND DER GEDENKSTÄTTEN IN DEUTSCHLAND E.V. / FORUM (VGDF) • ZENTRALRAT DEUTSCHER SINTI UND ROMA • ZENTRALWOHLFAHRTSSTELLE DER JUDEN IN DEUTSCHLAND E.V.


7.3.2022

Aus dem Archiv #2 - Dokumentenbestand Raynal-Ehrke

Dr. Torsten Raynal-Ehrke fand im Nachlass seines Schwiegervaters einen Ordner mit gesammelten Berichte ehemaliger französischer Kriegsgefangener aus dem Sommer 1945. Wie der Ordner seinen Weg in den Aktenschrank eines französischen Übersetzers fand, ist nicht bekannt. Im Januar 2022 übergab Dr. Raynal-Ehrke den Ordner dem Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel.

Zustand des Ordners vor der Aufnahme ins Archiv, Foto: Ines Dirolf
Zustand des Ordners vor der Aufnahme ins Archiv, Foto: Ines Dirolf

Der Ordner sammelt 33 Berichte ehemaliger französischer Kriegsgefangener), die als medizinisches Personal in den Lazaretten von Kriegsgefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt waren, an den Directeur du Service de Santè, den Leiter des französischen Armeesanitätsdienstes. Überwiegend stammen die Berichte über die Zustände in den Lazaretten aus der Zeit unmittelbar nach Kriegsende 1945 – darunter auch der Lazarette des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B Sandbostel und des Oflags (Offizierslager) X B Nienburg.

 

Die Berichte geben einen umfassenden Einblick in die Situation in den Lazaretten. Der Sanitätsoffizier Pierre Louis Minvielle beispielsweise berichtet vom Lazarett des Bremer Arbeitskommandos auf dem Wohnschiff Admiral Brommy von äußerst unhygienischen Unterkünften. Die Admiral Brommy im Bremer Hafen funktionierte als Unterkunft für die französischen Kriegsgefangenen, die im Hafen arbeiten musste. Nach Interventionen des Internationalen Roten Kreuzes wurden das Arbeitskommando in den sogenannten Ulrich Schuppen verlegt und die Admiral Brommy zur Unterbringung von überwiegend sowjetischen zivilen Zwangsarbeitern genutzt.

Vorderseite des Berichts von Duflo vom 09.11.1942, Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel 4.1.07 JR
Vorderseite des Berichts von Duflo vom 09.11.1942, Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel 4.1.07 JR

Aus dem Bericht des französischen kriegsgefangenen Sanitätsoffiziers Sibille Yvez Martin vom Juni 1945 geht die genaue Belegung der Baracken des Lazaretts des Stalag X B hervor. Das Kriegsgefangenenlagerlazarett befand sich etwa einen Kilometer vom Stalag X B entfernt. Martin berichtet von der medizinischen Einrichtung vor Ort, dem hygienischen Zustand und der Epidemiewellen. Da Martin bis zur Befreiung im Lazarett arbeitet, geht er auf die Notversorgung der KZ-Häftlinge ein, die die SS in zweiten Aprilhälfte 1945 in das Stalag X B brachte.

Die Kriegsgefangenen behandelten in den Lazaretten nicht nur französische Gefangene, sondern Kriegsgefangener aller Nationen. In den Berichten betonen sie die Ungleichbehandlung der verschiedenen Gefangenengruppen, besonders den Zustand der sowjetischen Kriegsgefangenen beklagen sie als katastrophal. Henri-Marie Sagnier war nur kurze Zeit im Lazarett Sandbostel und in seinem eher kurzen Bericht zu Sandbostel fasst er den Zustand der sowjetischen Kriegsgefangenen wie folgt zusammen: „Les russes étaient particulaièrement misérables.“, ihnen ginge es besonders miserabel.

Mit diesem Bestand ist das Archiv um eine spannende Archivale reicher geworden. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lädt herzlich dazu ein, sich wissenschaftlich mit den vielseitigen Archivalien auseinanderzusetzen. 


3.3.2022

Erklärung zur Nichteinladung der konsularischen Vertretungen der Russischen Föderation und der Republik Belarus zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 77. Jahrestags der Befreiung des Stalag X B Sandbostel

Am 24. Februar 2022 hat die russische Armee auf Anordnung des Präsidenten Wladimir Putin begonnen, die souveräne Ukraine anzugreifen. Seit einigen Tagen wird die russische Invasion massiv ausgeweitet und die Angriffe richten sich zunehmend auch gegen zivile Ziele in den Städten. Die Stiftung Lager Sandbostel verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine zutiefst. Unser Mitgefühl gilt zuvorderst den betroffenen Menschen in der Ukraine. Wir solidarisieren uns mit allen, die in Russland und auf der ganzen Welt ihre Stimme gegen diesen Krieg erheben. Wir fordern die sofortige Beendigung der Kampfhandlungen.

 

Der russische Präsident Wladimir Putin begründet den Krieg gegen die Ukraine mit abstrusen historischen Vergleichen und dem Ziel einer vermeintlichen Entnazifizierung der Ukraine. Es betrübt uns zutiefst, dass in diesem alleinig von Russland zu verantwortendem Krieg, die Nachfahren von Menschen gegeneinander kämpfen, die 77 Jahre zuvor gemeinsam in einer großen Anti-Hitler-Koalition gegen den deutschen Nationalsozialismus gekämpft haben und ihn besiegt haben. Im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel waren in Folge des beispiellosen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion über 70.000 Soldaten der Roten Armee gefangen – aus Russland, Belarus, der Ukraine und vielen anderen Teilrepubliken der Sowjetunion. Tausende von ihnen sind im Stammlager Sandbostel und den Arbeitskommandos an Unterernährung, Krankheiten, Mangelversorgung und direkter Gewalt der Wachmannschaften gestorben. Sie alle ruhen gemeinsam in Massengräbern auf dem Lagerfriedhof in Sandbostel und jedes Jahr am 29. April, dem Jahrestag der Befreiung, gedenken wir ihrer, unterschiedslos der nationalen Zugehörigkeit.

 

Doch in diesem Jahr ist die Situation eine andere, in diesem Jahr wird das Gedenken ein anderes sein: Es ist für uns nicht vorstellbar, dass wir gemeinsam mit offiziellen Repräsentanten der Russischen Föderation (und des Russland unterstützenden Belarus) der toten sowjetischen Kriegsgefangenen, auch aus der Ukraine, gedenken, während zeitgleich russische Einheiten ukrainische Soldaten und vor allem auch Zivilisten durch Bomben und Raketen töten.

 

Daher haben wir uns schweren Herzens entschieden, die konsularischen Vertretungen der Russischen Föderation und der Republik Belarus in diesem Jahr explizit nicht zu unserer Gedenkveranstaltung am 29. April anlässlich des 77. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B und dem Gedenken an die in Sandbostel verstorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge einzuladen. Insbesondere mit dem Generalkonsulat der Russischen Föderation in Hamburg pflegen wir eigentlich seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

Dass wir diesen Schritt gehen müssen, betrübt uns sehr und wir betonen, dass es sich bei der Nichteinladung der konsularischen Vertretungen explizit um einen Ausschluss staatlicher Organe handelt und nicht der russischen Zivilbevölkerung oder russischstämmiger Menschen in Deutschland. Im Gegenteil: Sie alle sind eingeladen, mit uns gemeinsam am 29. April der verstorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge aller Nationen zu gedenken. Wir bemühen uns zudem darum, ein*e Vertreter*in der russischen Zivilgesellschaft für ein Grußwort zu gewinnen. Am Vormittag des 29. April bieten wir einen russischsprachigen Rundgang zur Geschichte des Stalag X B Sandbostel an.

 

Wir hoffen, dass wir in der Zukunft unter veränderten Bedingungen wieder gemeinsam der Menschen gedenken können, die in Sandbostel gelitten haben und gestorben sind.

 

Sandbostel, den 2. März 2022

 

Günther Justen-Stahl,

Vorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel

 

Andreas Ehresmann,

Geschäftsführer der Stiftung Lager Sandbostel und Leiter der Gedenkstätte


25.2.2022

Zehnter Todestag von Benard Le Godais: Am 25. Februar 2012 verstarb der ehemalige französische Kriegsgefangene im Alter von 93 Jahren.

„So etwas darf es nie wieder geben, dass Menschen in Europa einander hassen und einander Feind sind. So etwas darf es nie wieder geben!“, mahnte der ehemalige französische Kriegsgefangene, als er sich 2004 im Streit um die Errichtung einer Gedenkstätte in Sandbostel um Versöhnung bemühte. Wenn er noch am Leben wäre, würde er in diesen Tagen weinen, sagte uns eine Bekannte von Bernard Le Godais heute.

Bernard Le Godais wurde als 19-Jähriger in die französische Armee einberufen. Während des deutschen Angriffs auf Frankreich 1940 nahm ihn die Wehrmacht in Kriegsgefangenschaft. Bernard Le Godais durchlief in den folgenden fünf Jahren verschiedene Kriegsgefangenenlager bis er im Frühjahr 1945 in das Stalag X B Sandbostel überstellt wurde. Hier erlebte er die Ankunft von etwa 9.500 Häftlingen aus dem geräumten Konzentrationslager Neuengamme und seinen Außenlagern. Nachdem sich die SS-Wachen abgesetzt hatten, boten Bernard Le Godais und seine Kameraden der Wehrmachtsführung ihre Hilfe bei der medizinischen Versorgung der KZ-Häftlinge an. Auch nach der Befreiung blieb Le Godais und bemühte sich, trotz der ständigen Gefahr sich mit Typhus zu infizieren, um ihre Rettung.


Im Mai 1945 kehrte Bernard Le Godais nach Frankreich zurück. Er setzte seine Tätigkeit als Kaufmann fort, gründete mit seiner Ehefrau Madeleine eine große Familie und war mehr als zwei Jahrzehnte lang Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Saint-Berthevin. In diesen Jahren schloss er zahlreiche Patenschaften mit Gemeinden in ganz Europa.


Heute trafen sich Mitglieder von Pro Europa e.V. im Bernard Le Godais-Saal in der Gedenkstätte Lager Sandbostel, um an ihren Freund und Weggefährten zu erinnern.


24.2.2022

Нет войне! Keinen Krieg!

Wir Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte Lager Sandbostel verurteilen den russischen Angriff auf die Ukraine zutiefst. Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Menschen in der Ukraine. Wir solidarisieren uns mit jenen, die in Russland und auf der ganzen Welt gegen diesen Krieg ihre Stimme erheben.


22.2.2022

Beträchtliche Sturmschäden auf dem Gedenkstättengelände und dem Lagerfriedhof

Gleich an mehreren Stellen haben die vergangenen Stürme in der Gedenkstätte teils schweren Schaden angerichtet. An der östlichen Seite ist ein Baum in den Gedenkstättenzaun gestürzt und hat zwei Pfähle und einen Teil des Zaunes eingedrückt. Auf dem Gedenkstättengelände konnten ein gemauerter Giebel und zwei Teilstücke der Außenwände zweier Unterkunftsbaracken aus der Aufbauphase, die als Ruinen in der Gedenkstätte zu sehen sind, dem Winddruck nicht standhalten und sind eingestürzt. Eine genaue Schadensermittlung ist in der Vorbereitung, es ist aber davon auszugehen, dass es sich zusammen um einen mittleren fünfstelligen Betrag handeln wird.

Auf dem Lagerfriedhof sind insgesamt zehn teils große Bäume entwurzelt worden oder Teile der Baumkronen abgebrochen. Obwohl der angerichtete Schaden wüst aussieht, sind keine sensiblen Bereiche des Friedhofs beschädigt worden. Ein Baum ist auf dem neu sanierten polnischen Gräberfeld genau zwischen zwei Reihen mit Kreuzen gestürzt, so dass die Grabzeichen nicht betroffen sind. Die großen Bäume im Bereich der Massengräber der sowjetischen Kriegsgefangenen sind stehen geblieben, so dass diese Grabbereiche nicht betroffen sind. Auch wenn aus memorialer Sicht der Schaden überschaubar ist werden die Aufräumarbeiten dauern. Die Kosten sind noch nicht absehbar.


22.2.2022

FSJ Politik an der Gedenkstätte Lager Sandbostel

Auch in diesem Jahr bietet der Gedenkstättenverein Sandbostel e. V. ab dem 1. September 2022 wieder eine FSJ-Stelle (Freiwilliges Soziales Jahr) in der Gedenkstätte Lager Sandbostel an.
Die Gedenkstätte Lager Sandbostel ist eine anerkannte außerschulische Jugendbildungseinrichtung. Mit der FSJ-Stelle soll Jugendlichen die Möglichkeit für historisches, politisches und kulturelles Engagement in einer Gedenkstätte geboten werden. Das FSJ Politik an der Gedenkstätte Lager Sandbostel bietet Einblicke in die Gedenkstättenpädagogik mit Schulklassen und kirchlichen Jugendgruppen sowie anderen Jugendverbänden verschiedener Prägung, in die Durchführung von Internationalen Jugendworkcamps im In- und Ausland, in Seminar- und Workshoparbeit zu unterschiedlichen Themenfeldern der Friedenspädagogik, in die Archivarbeit der Gedenkstätte mit dem Aufarbeiten historischer Quellen für Bildungszwecke sowie der Archivierung und Instandhaltung der Dokumente und Objekte. Darüber hinaus wird der oder die Freiwillige die Gedenkstätte in der allgemeinen Besuchsbetreuung, bei Veranstaltungen wie der jährlichen Gedenkveranstaltung am 29.4. unterstützen. Innerhalb der FSJ-Zeit können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. So hat die/der Freiwillige die Möglichkeit in Absprache und Kooperation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein eigenes Projekt in der Gedenkstätte zu entwickeln.
Interessierte ab 18. Jahre können sich ab sofort informieren und/oder bewerben (m.freitag-parey@stiftung-lager-sandbostel.de.


13.2.2022

Save the date: 77. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B am 29. April 2022

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Gedenkstätte Lager Sandbostel,
gerne möchten wir Sie bitten sich schon einmal den Termin unserer Gedenkveranstaltung anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B vorzumerken. Weitere Informationen zum Programm werden wir gesondert verschicken.
Die Veranstaltung ist traditionell dreigeteilt und beginnt am Freitag, 29. April 2022 um 16.00 Uhr auf dem ehemaligen Lagerfriedhof, der heutigen Kriegsgräberstätte Sandbostel (Beverner Str., 27446 Sandbostel) und wird um 17.30 Uhr in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte Lager Sandbostel fortgesetzt. Die Veranstaltung endet um 19:00 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in der Lagerkirche. Wir würden uns über Ihre Teilnahme an der Gedenkfeier sehr freuen.

Aufgrund der Prognosen gehen wir derzeit davon aus, dass wir am 29. April 2022 endlich wieder eine Gedenkveranstaltung vor Ort durchführen können. Sollte sich die Corona-Pandemie aber weiterhin so dynamisch entwickelt wie aktuell würden wir kurzfristig wieder auf ein digitales Format ausweichen, wie es bereits in den letzten beiden Jahren geschehen ist. Bitte planen Sie Ihre Besuche mit der Möglichkeit, dass wir die Gedenkfeier in Präsenz kurzfristig absagen und auf ein digitales Format wechseln müssen. Insbesondere unseren Gästen aus dem Ausland empfehlen wir dringend den Abschluss einer Reiserücktrittsversicherung. Bitte beachten Sie, dass für Gäste ein Nachweis über den abgeschlossenen Impfschutz erforderlich ist.


5.2.2022

Lesung aus der Biografie Ruth Grönes jetzt online

Wir freuen uns, dass wir Ihnen nun die Lesung der Autorin Anja Schade und das Grußwort von Ruth Gröne in unserer virtuellen Gedenkstätte und auf unserem YouTube-Kanal als Video anbieten können. Die Lesung "Sachor! - Erinnere dich! Aus dem Leben der jüdischen Hannoveranerin Ruth Gröne" fand anläßlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt und musste am 27. Januar als Livestream leider wegen technischer Probleme abgebrochen werden.


4.2.2022

Aus dem Archiv - Neues Informationsformat

Mit der neuen Reihe „Aus dem Archiv“ stellen wir regelmäßig eine Archivale aus dem Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel vor. Das Gedenkstättenarchiv bewahrt Dokumenten, Fotos, Artefakte und archäologische Grabungsfunde zur Geschichte und Nachgeschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B Sandbostel und des KZ-Auffanglagers auf. Mit dieser Reihe wollen wir einen Einblick in die Vielseitigkeit dieser Archivbestände geben.
Kontakt: Ines Dirolf

Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel:
+49 (0)4764-22 54 810 oder archiv(at)stiftung-lager-sandbostel.de


Aus dem Archiv #1 - Kriegsgefangenenmarken

Gefangenenmarke von Sergej Michailovic Prokofjev, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Gefangenenmarke von Sergej Michajlovič Prokof‘ev, Gedenkstätte Lager Sandbostel

Einen Monat nach dem Überfall auf die Sowjetunion nahm die Wehrmacht am 22.7. 1941 Sergej Michajlovič Prokof‘ev in Estland in Kriegsgefangenschaft. Von dort aus brachte die Wehrmacht den 22-Jährigen sowjetischen Soldaten in das sogenannte Russenlager Wietzendorf X D (310) in der Lüneburger Heide. Dort erhielt Prokof‘ev bei der Registrierung die Gefangenennummer 34342, die er ab dem Zeitpunkt als Marke um den Hals tragen musste. Bei einem Sondengang rund um die heutige Gedenkstätte Lager Sandbostel wurde diese Kriegsgefangenenmarke anderen Marken auf einem Acker gefunden. 

 

Über die Frage, wie die Marke in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel kam, lassen sich nur Vermutungen anstellen. Aus der Personalkarte Prokof‘evs geht hervor, dass eine Typhusepidemie nach seiner Registrierung in das Stalag X C nach Nienburg versetzt wurde. Kurz arbeitete er in einem Arbeitskommando in Schwaförden in der Nähe von Nienburg. Laut seiner Personalkarte kam Prokof‘ev Anfang Dezember 1941 in das Lagerlazarett Sandbostel. Allerdings brach zu dieser Zeit unter den etwa 10.000 sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag X B eine Typhusepidemie aus, weswegen eine Quarantäne über das Lager verhängt wurde. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass Sergej M. Prokof‘ev tatsächlich wie in der Personalkarte angegeben in das ein Kilometer entfernte Lazarett kam. Wahrscheinlicher ist, dass er im Frühjahr 1942 in den Krankenbaracken im Stalag X B starb. In seiner Personalkarte steht zu seinem Tod nur der Vermerk „In der Quarantänezeit unbekannt verstorben“. Prokof‘ev war zu dem Zeitpunkt noch kein Jahr in deutscher Kriegsgefangenschaft.

Säurefreies Display zur Lagerung der Kriegsgefangenenmarken, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Säurefreies Display zur Lagerung der Kriegsgefangenenmarken, Gedenkstätte Lager Sandbostel

Die Kriegsgefangenenmarke von Sergej M. Prokof‘ev ist eine von ca. 1.000 Gefangenenmarken, die im Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lagern. Einige der Marken lassen sich zuordnen, bei vielen stellen sich jedoch immer wieder neue Fragen, deren Antworten wissenschaftlich noch nicht erforscht sind. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel lädt herzlich dazu ein, sich wissenschaftlich mit den vielseitigen und umfassenden Archivalien auseinanderzusetzen.

 

Quellen: OBD "Memorial" / Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel


28.1.2022

Kranzniederlegung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Am Internationalen Gedenktag zur Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus kamen gestern der Arbeitskreis zum Bahnhof Brockel und Ines Dirolf von der Gedenkstätte Lager Sandbostel zusammen. Gemeinsam gedachten die Anwesenden den etwa 3.000 verstorbenen KZ-Häftlingen des KZ Neuengamme, die auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel beigesetzt sind.
Der Arbeitskreis bemüht sich bereits seit Jahren um einen Gedenkort in Brockel. In Brockel stoppte im April 1945 ein Zug mit KZ-Häftlingen, die die SS auf einen sogenannten Todesmarsch gebracht hatte. Die 41 verstorbenen KZ-Häftlinge wurden auf einem Feld in der Nähe des Brockler Bahnhofs verscharrt und später auf den ehemaligen Lagerfriedhof des Kriegsgefangenenlagers Stalag X B Sandbostel umgebettet. Der heute an der Stelle auf der Kriegsgräberstätte liegende Stein lässt die Toten als KZ-Häftlinge als auch ihren Todesumstand unerwähnt. Ähnlich verhält es sich mit dem sogenannten KZ-Gräberfeld, auf dem die nahezu 3.000 KZ-Häftlinge liegen, die vor und nach der Befreiung des KZ-Bereichs im Stalag X B verstorben sind. Mit dem Abräumen der Kennzeichnungen der einzelnen Grablagen durch Kissensteine verschwand neben den Namen der KZ-Häftlinge auch die Dimensionen des KZ-Auffanglagers.
Nach einer kurzen historischen und erinnerungskulturellen Einführung durch Ines Dirolf, wand sich der Bürgermeister der Samtgemeinde Bothel Dirk Eberle mit einer Rede an die Gäste. Pastor Ralf Altebockwinkel sprach ein freies Gebet, woraufhin zwei Kränze niedergelegt wurden, die an die KZ-Häftlinge erinnern. Insgesamt war es ein sehr würdevolles Gedenken und vielen Dank an den Arbeitskreis aus Brockel für diese Initiative. 


25.1.2022

Besuch der Grabung auf der Reitbrake in Bremen

Landesarchäologin Prof. Halle und Grabungsleiterin Cathrin Hähn im Gespräch mit Ines Dirolf. Foto: A. Ehresmann, 24.1.2022
Landesarchäologin Prof. Halle und Grabungsleiterin Cathrin Hähn im Gespräch mit Ines Dirolf. Foto: A. Ehresmann, 24.1.2022

Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann und Archivleiterin Ines Dirolf besuchten gestern auf Einladung der Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle die Grabungsstelle der Bremer Landesarchäologie auf der Reitbrake in Bremen. Prof. Halle und die Archäologin und Grabungsleiterin Cathrin Hähn informierten vor Ort über den aktuellen Stand der Grabungen und insbesondere der Skelettfunde.

Die menschlichen Überreste stammen von sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem dortigen sogenannten Russenfriedhof beerdigt wurden.

Andreas Ehresmann (links) lässt sich von Uta Halle die Grabungen im Aussenbereich erläutern. Foto: I. Dirolf, 24.1.2022
Andreas Ehresmann (links) lässt sich von Uta Halle die Grabungen im Aussenbereich erläutern. Foto: I. Dirolf, 24.1.2022

Den Standort des Friedhofs in Oslebshausen direkt neben den Hafengleisen legte die Stadt im Herbst 1941 fest, nachdem die Todesrate unter den sowjetischen Kriegsgefangenen in den Bremer Arbeitskommandos massiv anstieg. Unter den auf der Reitbrake Bestatteten waren auch Kriegsgefangene, die verwaltet vom Stalag X B über Sandbostel nach Bremen kamen. In der Nachkriegszeit exhumierte die Stadt Bremen die sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem „Russenfriedhof“ und bettete die Überreste auf das Gräberfeld NN für ausländische Kriegstote auf dem Osterholzer Friedhof um.

Blick in den überdachten Grabungsbereich mit den Skelettfunden im Hintergrund. Foto: A. Ehresmann, 24.1.2022
Blick in den überdachten Grabungsbereich mit den Skelettfunden im Hintergrund. Foto: A. Ehresmann, 24.1.2022

Dass dies nur unvollständig geschah, überraschte das Grabungsteam. Bis zu den tatsächlichen Grabungen war nicht bekannt, dass sich auf dem Gelände nicht nur mehrere Hundert einzelne Knochen, sondern ganze Skelette sowjetischer Kriegsgefangener befinden. Zweifel an der Vollständigkeit der 1948 vorgenommen Exhumierung kamen im Zuge der Bebauungspläne des Geländes auf. Noch 1946 hielt die Bremer Polizei in einem Dokumente mehr Gräber fest als zwei Jahre später offiziell umgebettet wurden.

Im Zuge der Umbettungen auf den Osterholzer Friedhof blieben die sowjetischen Kriegsgefangenen anonym. Uta Halle und Cathrin Hähn arbeiten nun gemeinsam mit weiteren Expert:innen daran, die Identität der gefundenen Skelette festzustellen und somit den sowjetischen Kriegsgefangenen ihren Namen zurück zu geben.

 

Über die neuesten archäologischen Funde und den Stand der Grabungen informieren Uta Halle und Cathrin Hähn am kommenden Dienstag, den 1. Februar 2022 um 19 Uhr, im Rahmen eines Online-Vortrags.


23.01.2022

Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. wählt neuen Vorstand

Der neue Vereinsvorstand nach der Jahreshauptversammlung
Der neue Vereinsvorstand nach der Jahreshauptversammlung

Unter ungewöhnlichen Umständen fand die diesjährige Jahreshauptversammlung des Gedenkstättenvereins statt, nämlich digital. Nach den üblichen Regularien gaben Michael Freitag-Parey und Günther Justen-Stahl als stellvertretende Vorsitzende einen Bericht über das Jahr 2021. Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann hob dankbar die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen aus dem Gedenkstättenverein hervor. Der Kassenführer Lars Lust konnte über eine gute finanzielle Lage des Vereins berichten.

 

Bei den anschließenden Wahlen wurde Thomas Grunenberg zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt; er folgt auf Ronald Sperling. Thomas Grunenberg ist pensionierter Lehrer aus Worpswede und engagiert sich seit 2018 ehrenamtlich an der Gedenkstätte Lager Sandbostel. Anschließend wurde Carsten Karstensen aus Anderlingen zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er betreut seit kurzem die neu gestaltete, aber noch im Aufbau befindliche Homepage des Vereins. Zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Günther Justen-Stahl wiedergewählt. Bei den Beisitzer*innen wurden Gaby Reetz und Jan Dohrmann in ihren Ämtern bestätigt. Neu gewählt zur Beisitzerin wurde die Studentin Laura Keiser aus Bremervörde. Sie hatte von September 2020 bis August 2021 ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Gedenkstätte absolviert und arbeitet jetzt dort weiter als Guide.

 

Der Gedenkstättenverein Sandbostel e. V. wurde im Jahr 1992 gegründet und setzte sich seitdem für die Errichtung einer Gedenkstätte am historischen Ort des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers Stalag X B Sandbostel ein. Seit der Gründung der Stiftung Lager Sandbostel 2004 ist der Verein einer ihrer neun Träger und unterstützt sie in finanzieller, personeller sowie organisatorischer Hinsicht. Ein großer Teil der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Gedenkstätte Lager Sandbostel ist in dem Verein organisiert.


18.01.2022

Neue Kollegin in der Gedenkstätte Lager Sandbostel begrüßt

Seit Jahresanfang verstärkt Ines Dirolf das Team der Gedenkstätte Lager Sandbostel als Leiterin des Archivs und Assistenz der Gedenkstättenleitung. Ines Dirolf hat an der Universität Bremen Geschichte mit den Schwerpunkten Osteuropäische Geschichte und Nationalsozialismus studiert und arbeitet seit mehreren Jahren als freie Mitarbeiterin am Denkort Bunker Valentin in Bremen. Aber auch in Sandbostel ist Ines Dirolf kein unbekanntes Gesicht: Von September 2018 bis August 2020 war sie bereits als wissenschaftliche Volontärin an der Gedenkstätte tätig.

Ines Dirolf ist von nun an für die Inventarisierung und inhaltliche Erschließung neuer Archivalien zuständig. Das Archiv der Gedenkstätte Lager Sandbostel bewahrt Dokumente, Fotos, Kunstwerke und Objekte zur Geschichte und Nachgeschichte des Stalag X B Sandbostel auf. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Recherche und Beratung bei Anfragen zu Kriegsgefangenen, Zivilinternierten und KZ-Häftlingen im Stalag X B. Auch die Nachgeschichte gerät zunehmend in den Fokus, wie vermehrte Anfragen zu Wachmannschaften, dem britischen Civil Internment Camp und dem DDR-Notaufnahmelager zeigen. Besonders die Archivbesuche und die Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen und Studierenden sind Kernpunkte, mit denen Ines Dirolf sich befassen wird.

Neben der Arbeit im Archiv unterstützt Ines Dirolf als Assistenz der Gedenkstättenleitung mit der Akquise externer Finanzhilfen. Die redaktionelle Betreuung und Koordination der Internetauftritte und Newsletter sind ebenso Teil ihres Aufgabenbereichs.

 

Nach einem Beschluss des Kreistages des Landkreises Rotenburg (Wümme) im Dezember 2021 konnte die Archiv- und Assistenzstelle von 24 Wochenstunden auf eine Vollzeitstelle erweitert werden. Die Stelle wird nun gemeinsam von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und dem Landkreis Rotenburg (Wümme) finanziert.

 

Willkommen zurück in Sandbostel, Ines!