Neuigkeiten 2019


17.12.2019
Anmeldungen zum 10. Internationalen work for peace Camp jetzt möglich

In Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem Kirchenkreis Bremervörde-Zeven und der Gemeinde Sandbostel lädt die Stiftung Lager Sandbostel vom 15. bis zum 26. Juli 2020 zum 10. Internationalen work for peace Camp (ehem. Jugendworkcamp) in Sandbostel ein.

Das Internationale work for peace Camp ist ein buntes Come together für Leute zwischen 16 und 22 Jahren. Work steht für gemeinsam was tun. Anpacken. Was schaffen. Jugendliche aus bis zu acht Nationen leben und arbeiten zwei Wochen gemeinsam in Oese und Sandbostel.

come together
Das Internationale work for peace Camp in Sandbostel ist ein buntes Come together für Leute zwischen 16 und 22 Jahren. Work for peace steht für gemeinsam was tun. Anpacken. Was schaffen. Jugendliche aus verschiedenen Nationen leben und arbeiten zwei Wochen lang gemeinsam in Oese und an der Gedenkstätte Lager Sandbostel.
Neben dem handwerklichen Arbeiten auf dem historischen Lagergelände in Sandbostel wollen wir in Workshops und Foren unter dem Motto „United for peace!“ die Möglichkeit aufgreifen, uns mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen und nach dem zu suchen, was unsere Verantwortung und Aufgabe ist in einem Europa für alle.

have fun
Neben dem gemeinsamen Anpacken für den Frieden bietet das work for peace Camp so viel mehr. Camp steht schließlich für ein fröhliches, spaßiges Miteinander, Begegnungen, viel Zeit für Sport, Musik und Lagerfeuer, gemeinsam unterwegs sein ... an der Nordsee, auf Helgoland, in Hamburg und Bremen oder mit den Kanus auf der Oste oder Hamme. Und das alles international und querbeet. Ohne Grenzen. Leute von überall her. Mitten im Sommer.

all together
Zusammen geht was. Definitiv. Wir verstehen das Internationale work for peace Camp in Sandbostel als ein gemeinsames Zeichen für den Frieden. Gegen das Vergessen. Gegen rechts. Und für Versöhnung.
Wir setzen uns gegen Rechtsextremismus und für Toleranz, Zivilcourage und demokratische Werte ein.
Wir bringen unsere Kultur, unsere Geschichte und unseren Glauben ins Spiel. Wir wollen Geschichte entdecken und verstehen. An Ort und Stelle. In der Begegnung. In Aktion. In Sandbostel. Und darüber hinaus.

 

Teilnehmen können 25 Jugendliche zwischen 16 und 22 Jahre aus ganz Europa und darüber hinaus.
 
Anreise: Die Teilnehmer/innen reisen am 15. Juli bis 15.00 Uhr selbstständig an.
Möglich ist ein Transfer von den Bahnhöfen Oerel oder Bremervörde zum Camp-Ort Oese. Für die ausländischen Teilnehmer/innen ist eine Anreise bereits am 14. Juli möglich.

Abreise: Am 26. Juli nach dem Mittagessen. Ein Transfer zu den Bahnhöfen, Oerel und Bremervörde, wird angeboten.
 
Unterbringung/Verpflegung: Die Unterbringung (und Vollverpflegung) erfolgt in der Jugendbildungsstätte Oese: www.fub-oese.de
 
Teilnahmebeitrag: Der Teilnahmebeitrag beträgt bei Jugendlichen aus Westeuropa 180,- Euro und bei Jugendlichen aus Osteuropa und darüber hinaus 130,- Euro
 
Pass/Visum: Je nach Herkunftsland gültiger Personalausweis, Reisepass und/oder Visum
 
Gesundheitsbestimmungen: Ein Impfschutz gegen Tetanus wird empfohlen
 
Die Anmeldung kann auf verschiedene Weise erfolgen:
•    Telefon: +49 (0) 4764-2254810
•    e-Mail:  m.freitag-parey@stiftung-lager-sandbostel.de
•    Link zum Anmeldeformular: www.volksbund.de/workcamps


23.10.2019
Stellungnahme zu den Schmierereien und Beschädigungen von Gedenkorten in Zeven

Der kürzlich beschmierte Gedenkstein in Zeven. Foto: Gedenkstätte Lager Sandbostel, 2015.
Der kürzlich beschmierte Gedenkstein in Zeven. Foto: Gedenkstätte Lager Sandbostel, 2015.

Wie die Zevener Zeitung berichtete, wurde vor wenigen Tagen der Gedenkstein für die ermordeten Juden und Jüdinnen aus Zeven mit Farbe beschmiert. Der Gedenkstein wurde 1988 im Rahmen des 50. Jahrestages der Novemberpogrome im Dritten Reich initiiert und drei Jahre später im Durchgang zwischen dem Garten des Königin-Christinen-Hauses und der Rhalandstraße errichtet. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierte die örtliche SA, eine Kampfabteilung der NSDAP, einen Überfall auf die erst im Frühjahr 1937 eingeweihte Synagoge in der Gartenstraße. Das Inventar des jüdischen Betsaals wurde am Tag darauf im Beisein von Schulklassen und Schaulustigen auf dem Marktplatz verbrannt und die Gestapo deportierte die jüdischen Männer aus Zeven in das KZ Sachsenhausen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nachweislich mindestens 25 der 48 als jüdisch verfolgten Bürgerinnen und Bürger Zevens in Konzentrationslagern und anderen Haftstätten ermordet.

Zur Verbrennung aufgeschichtetes Synagogenmobiliar auf dem Zevener Marktplatz. Foto: Unbekannt, 10. November 1938.
Zur Verbrennung aufgeschichtetes Synagogenmobiliar auf dem Zevener Marktplatz. Foto: Unbekannt, 10. November 1938.

Etwa zehn Tage vor der Beschädigung des Gedenksteins sprühten Unbekannte mit derselben Farbe ein Hakenkreuz auf eine ausgestellte Kirchenglocke vor der St.-Viti-Kirche in Zeven und bereits Mitte September wurden auf dem Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene am Nord-West-Ring („Kriegsgräberstätte Kronshusen“) das Totenbuch und Blumenschmuck zerstört. Während beim Rückgriff auf ein Hakenkreuz als Schmiererei der positive Bezug auf den Nationalsozialismus zumindest nahe liegt, bleibt der politische Inhalt der beiden anderen Vorkommnissen unklar. Allerdings transportieren die Taten antisemitische und rassistische Botschaften, ob von den Verantwortlichen gewollt oder ungewollt.

Besonders in den letzten Monaten hat sich gezeigt, wie Antisemitismus und Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland gewaltvolle Formen angenommen hat. Als prominente Beispiele für diese Entwicklung sind die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch mindestens einen Rechtsextremisten und der Anschlag auf die Synagoge und einen Dönerimbiss in Halle (Saale) mit zwei Todesopfern zu nennen. Besonders vor diesem Hintergrund, aber nicht erst seit diesen Entwicklungen - erinnert sei nur an die Mordserie des sogenannten NSU - wollen wir dazu auffordern, sich kritisch mit Rassismus und Antisemitismus auseinander zu setzen. Dabei sollte sich nicht nur mit rechter Gewalt beschäftigt, sondern generelle Überlegungen zu rassistischen und antisemitischen Strukturen, wie sie die gesamte Gesellschaft und Politik durchziehen, gemacht werden. Diese Strukturen zu diskutieren und zu kritisieren halten wir vor dem Hintergrund einer politischen Trendwende nach rechts, auch in Form von Parteien wie der AfD, für wichtig. Die Gedenkstätte Lager Sandbostel ist dabei eine von vielen Einrichtungen, die mit ihrem Angebot einlädt, sich zur Geschichte des Nationalsozialismus kritisch ins Verhältnis zu setzen. Eine generelle Auseinandersetzung allerdings muss sich in allen gesellschaftlichen Bereichen vollziehen und jede Form von Rassismus und Antisemitismus entschieden ablehnen.

Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel verurteilen die Schmierereien und Beschädigungen von Gedenkorten für Opfer des Nationalsozialismus in Zeven und fordern einen kritischen öffentlichen Umgang mit solchen Taten.


25.9.2019
Wir trauern um Harry Callan

Harry Callan, 2015. Foto: Sarah Mayr
Harry Callan, 2015. Foto: Sarah Mayr

Mit Bestürzung müssen wir mitteilen, dass der ehemalige Zivilinternierte Harry Callan gestern, am 24. September 2019, verstorben ist. Am 19. November wäre Harry Callan 96 Jahre alt geworden. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinem Freundeskreis.

 

Ich verurteile die Söhne nicht für die Sünden ihrer Väter.

 

Harry Callan kam 1923 im nordirischen Derry zur Welt. Als 17-jähriger Hilfskoch wurde er auf dem Fracht- und Passagierschiff „Afric Star“ am 29. Januar 1941 im Südatlantik durch die deutsche Kriegsmarine gefangen genommen. Die Schiffsbesatzung und die Passagiere wurden über Bordeaux nach Bremervörde transportiert. Harry Callan kam als Zivilinternierter in das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel und später in das neugegründete „Marlag/Milag Nord“ nach Westertimke.

Harry Callan (2. Reihe, links) im „Marlag/Milag Nord“ Westertimke, 1941. Foto: Privatbesitz
Harry Callan (2. Reihe, links) im „Marlag/Milag Nord“ Westertimke, 1941. Foto: Privatbesitz

Nachdem er sich zusammen mit 31 Kameraden weigerte freiwillig für die Kriegsmarine zu arbeiten, übergab die Marine die Gruppe der Gestapo, die sie im Februar 1943 ins Arbeitserziehungslager nach Bremen-Farge überstelle und zur Arbeit auf der Baustelle des U-Boot Bunkers „Valentin“ zwang. Harry Callan litt unter Hunger und der brutalen Behandlung durch Vorarbeiter und Wachmannschaften. Callan erkrankte schwer und der Revierarzt ließ ihn bei der erträglicheren Gartenarbeit einsetzen. Da er dort auch zusätzliches Essen erhielt, begann er wieder zu genesen.

Im März 1945 kam Callan zurück in das „Marlag/Milag Nord“, in dem er seine Befreiung erlebte. Er wog lediglich 38 Kilogramm und war an Tuberkulose erkrankt. Lange danach litt er noch unter Alpträumen und jahrzehntelang schwieg er über seine Erfahrungen in der Gefangenschaft. Mehr als 50 Jahre waren seit seiner Befreiung vergangen, als die Irish Seamen´s Relatives Association, die sich um Entschädigungszahlungen für die irischen Seeleute bemühte, Harry Callan dazu bewegen konnte, über seine Geschichte zu sprechen. Als erstem Iren wurde Harry Callan im Jahr 2003 eine Entschädigung aus dem in Deutschland eingerichteten Fonds für ausländische Zwangsarbeiter zuerkannt.

Harry und Michèle Callan am 28. April 2017 in Bremervörde. Foto: Gedenkstätte Lager Sandbostel
Harry und Michèle Callan am 28. April 2017 in Bremervörde. Foto: Gedenkstätte Lager Sandbostel

Im Jahr 2005 reiste er erstmalig wieder nach Deutschland und besuchte seitdem immer wieder Sandbostel, Westertimke und Bremen-Farge. Harry Callan wurde ein aktiver Zeitzeuge und trat als letzter Überlebender für das Gedenken an die 32 irischen Seemänner ein. Zuletzt kam Harry Callan im Frühjahr 2017 nach Sandbostel um auf der Gedenkveranstaltung anlässlich des 72. Jahrestages der Befreiung des Stalag X B zu sprechen und um Schülerinnen und Schülern aus Bremervörde von seinen Erfahrungen zu berichten. Im selben Jahr erschien die Biografie „Forgotten Hero of Bunker Valentin. Die Geschichte von Harry Callan“, in der Michèle Callan das ergreifende Schicksal ihres Schwiegervaters schildert.


5.9.2019
Neuer FJSler in der Gedenkstätte begrüßt

Am 2. September ist unser neuer Kollege Claas Both sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) „Politik“ in der Gedenkstätte Lager Sandbostel angetreten. Der 18-jährige aus Kutenholz im Landkreis Stade hat in diesem Jahr sein Abitur mit den Leistungskursen Geschichte, Politik und Englisch am Gymnasium Atheneum Stade abgelegt und sich dann für einen Freiwilligendienst entschieden.

„In der Schule wurde mein Interesse für Geschichte geweckt und der Geschichtsunterricht hat mir am meisten Spaß gemacht. Zudem interessiere ich mich für die pädagogische Arbeit, die hier in der Gedenkstätte Lager Sandbostel geleistet wird. Ich bin sehr froh darüber, die Chance zu bekommen, hier mitzuarbeiten und Gedenkstätte mitzugestalten“, sagt Claas Both, der nach seinem FSJ ein Studium der Theologie aufnehmen möchte.

Finanziert wird die FSJ-Stelle durch die St. Lamberti-Kirchengemeinde Selsingen und den Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. Den Förderern ist herzlich für diese große Unterstützung zu danken.

 

Herzlich willkommen in Sandbostel, Claas!


2.9.2019
Bewegendes Gedenken an deutschen Überfall auf Polen

Am 1. September fanden sich etwa 40 Menschen auf der Kriegsgräberstätte Parnewinkel in Selsingen ein, um dem deutschen Überfall auf Polen vor 80 Jahren zu gedenken. Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Lager Sandbostel, Günther Justen-Stahl, nahm Ines Dirolf eine geschichtliche Einordnung der Ereignisse um den 1. September 1939 vor und betonte die oft vergessenen Verbrechen der frühen Phase des Zweiten Weltkrieges, an denen neben der SS auch die Wehrmacht beteiligt war. „Polnische Kriegsgefangene waren ein alltägliches Bild in der deutschen Gesellschaft“, sagte die Historikerin und zeigte auch die Spuren auf, die der Krieg hier in der Region hinterlassen hat. Nur eine Spur von vielen sei der ehemalige Lagerfriedhof des Stalag X B Sandbostel, auf dem die Veranstaltung am Sonntag begann.

Der polnische Vizekonsul Adam Borkowski betonte die Anteile der polnischen Bevölkerung an dem Sieg der Alliierten über das Deutsche Reich. Obwohl Polen eine schnelle militärische Niederlage habe einstecken müssen, hätten Polinnen und Polen an verschiedenen Fronten weitergekämpft und den größten Untergrundstaat im besetzten Europa aufgebaut.

Claas Both, neuer FSJler der Gedenkstätte Lager Sandbostel, und die Schülerin Shorouk Abd Al Rahman trugen ein selbstverfasstes Gedicht vor und beendeten ihren Beitrag einem Appell an den Frieden. „Die Menschheit sollte Widerstand gegen jene leisten, die Krieg führen wollen“, zitierten sie den ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen Wiktor Listopadzki. Nachdem Pastor Karol Jaruzel von der Polnischen Katholischen Mission in Bremen ein Gebet gesprochen hat, erfolgte eine Kranzniederlegung durch die Vertreter des polnischen Generalkonsulats in Hamburg, sowie des Gedenkstättenvereins Sandbostel e.V. und der Stiftung Lager Sandbostel.

Auf der Kriegsgräberstätte in Sandbostel wurde die Veranstaltung mit einer Blumenniederlegung vor dem Hochkreuz auf dem polnischen Grabfeld und der Möglichkeit des individuellen Gedenkens fortgesetzt. Zum Abschluss hielt Vizekonsul Borkowski eine Ansprache auf Polnisch an seine zahlreich erschienenen Landsleute. Viele von ihnen kamen von der polnischen Kirchengemeinde aus Bremen und waren zum ersten Mal in Sandbostel und Parnewinkel.

 

Die Veranstaltung wurde von Jana-Marie Kensik und Fred Kensik musikalisch begleitet.


18.6.2018
Lagerfriedhof wird vermessen

Da der Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel, bzw. die heutige „Kriegsgräberstätte Sandbostel“, über 60 Jahren nach der Umgestaltung zur Kriegsgräberstätte im Jahr 1956 in vielen Bereichen marode ist, die oberirdischen Massengrabumrandungen absacken und teils schon umgestürzt sind und auch die Verkehrssicherheit auf den Gehwegen nicht mehr durchgehend gegeben ist muss der Lagerfriedhof grundlegend saniert werden.

Bei den vorbereitenden Arbeiten hat sich herausgestellt, dass die letzten und auch nur oberflächlich vermessenen Pläne aus dem Jahr 1970 stammen. Zur Vorbereitung ist es aber wichtig, ein genaues Aufmaß des Friedhofes zu bekommen.

Dankenswerterweise haben mit Joshua Krusewitz (links) und Leon Harms zwei Auszubildende des Katasteramts Bremervörde die exakte Vermessung des Lagerfriedhofs als ihr aktuelles Ausbildungsprojekt übernommen. Die Fertigstellung ist im Sommer 2019 geplant.
Die beiden angehenden Vermessungstechniker im 2. Ausbildungsjahr ermitteln dabei mit modernen Messmethoden die Geodaten des Friedhofes in Lage und Höhe. Neben der Topografie werden also auch die verschiedenen Geländehöhen digital erfasst.
In der Forschungsarbeit der Gedenkstätte werden die durch die Vermessung gewonnenen Geodaten vor allem auch bei der historischen Aufarbeitung des Lagerfriedhofes und der genauen Lokalisierung einzelner Grablagen und der Massengrabreihen eine wichtige Verwendung finden.
In den Nachkriegsjahrzehnten ist der Lagerfriedhof mehrfach umgestaltet worden. Dabei sind teilweise die Grabstrukturen oberirdisch verändert worden

Weitergehende Informationen zum Lagerfriedhof Sandbostel und zur Umgestaltung zur Kriegsgräberstätte Sandbostel


7.6.2019

Stolperstein für Binne Roorda in Groningen enthüllt

Am 16. Mai dieses Jahres wurde in Erinnerung an den im KZ-Auffanglager Sandbostel verstorbenen Binne Roorda im niederländischen Groningen ein Stolperstein mit seinem Namen, den Lebensdaten und seinem Verfolgungsweg enthüllt. Zuvor wurde in der Groninger Synagoge das Kaddisch für Binne Roorda gesprochen.
Der Stein wurde von dem Sohn eines der Menschen enthüllt, die von Binne Roorda in Groningen versteckt wurden und nur Dank seiner Hilfe die Verfolgung überleben konnten.

Der 44jährige Witwer Binne Roorda nahm am 3. Oktober 1942 das jüdische Ehepaar Alje und Aletta van Dam mit ihren beiden sechs- und zwölfjährigen Söhnen in seiner Groninger Wohnung auf, wo er selbst schon mit vier eigenen schulpflichtigen Kindern und seiner Haushälterin wohnte. Anfang Dezember 1942 konnte Binne Roorda trotz Überwachung durch deutsche Soldaten aus einem Krankenhaus auch die Mutter von Aletta, Zelma Philips zu sich holen. Ab März 1943 beherbergte er dann auch die betagte Eltern von Alje, Benjamin und Geertje van Dam, mit ihrer Pflegerin. Für diese achtköpfige Familie gut zu sorgen und sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu schützen verstand er als Auftrag Gottes. Während der ganzen Zeit des Zusammenwohnes lenkte seine Haushälterin Maaike de Zoete mit Energie und Erfindergeist den großen Haushalt.
Der Grundschullehrer Binne Roorda handelte aus einem tiefem christlichen Verständnis heraus. Er bildete sich zu einem Pfarrer der niederländischen Reformierten Kirche. Am 4. Februar 1945 hielt er seine erste Predigt.

Nur zwei Tage später, in der Nacht vom 6. zum 7. Februar 1945, wurde er zu Hause von der deutschen und niederländischen Polizei verhaftet und nach einer Untersuchungshaft in Groningen am 17. März 1945 in das Konzentationslager Neuengamme deportiert. Mit einem der Todesmärsche wurde Binne Roorda aus dem geräumten KZ Neuengamme in das Kriegsgefangenenlager (Stalag) X B Sandbostel gebracht, dass von der SS als Auffanglager genutzt wurde. Hier starb Binne Roorda völlig erschöpft um den 25. April 1945. Die in seinem Haus versteckte jüdische Familie wurde nicht entdeckt und überlebte vollzählig den Krieg.

1955 wurden von Pathologen der französischen Mission de Recherche die Gebeine von Binne Roorda in einem Massengrab in Sandbostel identifiziert. Die Gebeine wurden 1958 exhumiert, in das niederländische Loenen überführt und in einem Ehrengrab beigesetzt.

 


3.6.2019

Spätes Gedenken - Sowjetische Kriegsgefangene in Russland und Deutschland. Eine fünfteilige Reportagereihe von Andrea Rehmsmeier

Gerne weisen wir auf eine fünfteilige Reportagereihe der Journalistin Andrea Rehmsmeier hin, die Anfang Juni in Deutschlandfunk ausgestrahlt wird. Nach der Ausstrahlung können Sie die Sendungen auch in der DLF-Audiothek nachhören in dem Sie dem jeweiligen Link der Sendung folgen.

 

Spätes Gedenken in Russland (Sendetermin 3.6.2019)

Geheimdienstverhöre und Zwangsarbeit im Gulag – das drohte sowjetischen Soldaten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückkamen. Denn die Sowjet-Führung betrachtete sie als Verräter. Immer mehr russische Familien arbeiten diese Geschichten für sich auf.

 

Die „Erinnerungsbrücke“ in Perm (Sendetermin: 4.6.2019, 9:10 Uhr)
Personalkarten, Kennnummern, Wohnort – die deutsche Wehrmacht führte genau Buch über Kriegsgefangene. Diese Daten helfen russischen Experten ihr Schicksal zu erforschen und öffentlich zu präsentieren. Das setzt in Russland immer noch viele Emotionen frei.

 

Erinnern an den „Tag des Sieges“. Der Krieg als Abenteuerspielplatz (Sendetermin: 5.6.2019, 9:10 Uhr)
Mit Militärparaden und großen Feierlichkeiten begeht der russische Staat regelmäßig den 9. Mai als „Tag des Sieges“ über Hitler-Deutschland. Inzwischen bringen sich auch immer mehr Bürger ein und gedenken der Kriegsteilnehmer in der eigenen Familie. Manche schauen kritisch auf diese Inszenierung.

 

Erinnerungskultur in Russland. Mit Superhelden den Krieg erklären (Sendetermin: 6.6.2019, 9:10 Uhr)
Die Rote Armee kämpfte heldenhaft und selbstlos gegen das NS-Regime – diese offizielle Erzählung wird bis heute in russischen Schulen unterrichtet. Kritische Punkte werden oft ausgeblendet. Manche Lehrer gehen bei diesem Thema dennoch neue Wege.

 

Sowjetische Kriegsgefangene. Andenken in Deutschland lebendig halten (Sendetermin: 7.6.2019, 9:10 Uhr)
Hunger, Kälte, Krankheiten – die gut fünf Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen litten unter dem NS-Regime besonders hart, mehr als die Hälfte von ihnen starb. Eine Gemeinde in Niedersachsen, in der ein Kriegsgefangenenlager stand, arbeitet diese Geschichte jetzt auf.

 

Sowjetische Kriegsgefangene in Russland und Deutschland (Sendetermin: 8.6.2019, 11:05 Uhr)

Am 22. Juni 1941 überfiel die Deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs gerieten über fünf Millionen sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft.

 


28.5.2019

Förderpreis für Beitrag über Entstehung der Gedenkstätte

Wir freuen uns mit Shorouk Abd Al Rahman über den Förderpreis, den sie im Rahmen des bundesweiten Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2018/19 »So geht’s nicht weiter. Krise, Umbruch, Aufbruch« gewonnen hat.

In ihrer Arbeit setzte sich Shorouk Abd Al Rahman mit der Entstehung der Gedenkstätte Lager auseinander. Dafür führte sie eigens ein Interview mit Mitgliedern des damaligen Dokumentationsvereins Lager Sandbostel, um den historischen Besonderheiten der 1980er/90ern und deren Bedeutung im Prozess zu einer Gedenkstätte auf den Grund zu gehen. Damit konnte Shorouk Abd Al Rahman gegen die bundesweit insgesamt 1.992 Beiträge von rund 5.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestehen und wir dürfen sie zum gewonnen Förderpreis beglückwünschen. Alle Ergebnisse des Wettbewerbs werden am 03. Juni veröffentlicht und die Preise am 28.08.2019 im Landtag Niedersachsen feierlich verliehen.


30.4.2019

Bewegende und gut besuchte Gedenkveranstaltung anläßlich der Befreiung des Stalag X B

 

Programm (herunterladbare Grußworte und Beiträge sind farbig markiert und unterstrichen)

16.00 Uhr Ehemaliger Lagerfriedhof (Kriegsgräberstätte Sandbostel)

Begrüßung Günther Justen-Stahl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel

Grußwort Landrat Hermann Luttmann

Ansprache Andrei Sharashkin, Generalkonsul der Russischen Föderation, Hamburg

Ansprache Adam Borkowski, Vizekonsul der Republik Polen, Hamburg

Ansprache Giorgio Taborri, Generalkonsul der Republik Italien, Hannover

Multireligiöse Gebetsreihe (Rabbiner Tobias Jona Simon, Pfarrer Timm Keßler (röm.-kath.), islamischer Gelehrte Abdulkadir Baloglu, LaSup Dr. Hans-Christian Brandy (ev.-luth.))

Kranzniederlegung

 

17.30 Uhr Gedenkstätte Lager Sandbostel

Begrüßung Andreas Ehresmann, Geschäftsführer der Stiftung Lager Sandbostel und Gedenkstättenleiter

Grußwort Dr. Hans-Christian Brandy, Landessuperintendent

Jugendbeitrag der Oste-Hamme-Schule Gnarrenburg

Ansprache Domenico Bolognese, Altamura, Italien

Kranzniederlegung/individuelles Gedenke

 

Musikalische Begleitung: Åsa Stelling Jakobsson (Violine) und Christine von Stryk (Klavier
Johann Sebastian Bach: Arioso, BWV 156
Maria-Theresia von Paradis:  Sicilienne
Wilhelm Peterson-Berger: Visa I folkton

 

19.00 Uhr evangelisch-lutherische Lagerkirche

Gedenkgottesdienst mit Landessuperintendent Dr. Hans-Christian Brandy und Diakon Michael Freitag-Parey (Kirchenkreis Bremervörde-Zeven, Kirchliche Friedens- und Gedenkstättenarbeit an der Gedenkstätte Lager Sandbostel)

 

 

Presseberichterstattung

 

"Nicht vergessen und schweigen". Gedenkfeier: Erinnerung an die Lagerbefreiung in Sandbostel vor 74 Jahren. Rundschau am Mittwoch, 8. Mai 2019

Für Frieden, Freiheit und Demokratie einsetzen. Gedenkfeier in Sandbostel: Lehren aus der Geschichte. Rundschau am Mittwoch, 8. Mai 2019

Hätte er doch geschwiegen... Leserbrief zum Leserbrief "Jugend nicht interessiert". Bremervörder Zeitung, 7. Mai 2019

Kein Platz für Extremismus. Gedenkfeier zum 74. Jahretag der Befreiung des Lagers Sandbostel. Bremervörder Anzeiger, 5. Mai 2019"Jugend nicht interessiert". Leserbrief zum Artikel "Für Frieden "Haltung zeigen"". Bremervörder Zeitung, 3. Mai 2019

 

"Nicht vergessen und verschweigen". Erinnerung an die Lagerbefreiung in Sandbostel vor 74 Jahren mit einer Mahnung gegen Rassismus und Geschichtsverdrehung. Bremervörder Zeitung, 2. Mai 2019

Für Frieden "Haltung zeigen". Stiftung Lager Sandbostel erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus und an Befreiung vor 74 Jahren. Bremervörder Zeitung, 30. April 2019 (unter: "Haltung zeigen für den Frieden". Stiftung Lager Sandbostel erinnert an Opfer des Nationalsozialismus und an Befreiung vor 74. Jahren auch: Zevener Zeitung, 30. April 2019)

Kein Platz für Extremismus - Gedenkfeier zum 74. Jahrestag der Befreiung des Lagers Sandbostel. Bremervörder Anzeiger, 30. April 2019

Lager Sandbostel: Gedenken an unvorstellbares Leid. nord24.de, 30. April 2019

Lager Sandbostel: Feier erinnert an Befreiung. NDR Niedersachsen, 29. April 2019


4.4.2019

Ehemaliger Angehöriger der Armia Krajowa nimmt an Gedenkfeier am 29.4 teil.

Wir freuen uns sehr, dass vor wenigen Tagen der 95jährige Zbigniew Radlowski aus Krakau seine Teilnahme an der Gedenkfeier anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des Stalag XB und der KZ-Häftlinge im Kriegsgefangenenlager zugesagt hat. Zbigniew Radlowski wurde als 20jähriger Angehöriger der polnischen Armia Krajowa (Heimatarmee) nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes vor 75 Jahren in das Kriegsgefangenenlager Sandbostel gebracht.

Auch in diesem Jahr haben bereits zahlreiche Angehörige von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Russland und Serbien, die konsularischen Vertreter mehrerer Nationen, u.a. die Generalkonsuln der russischen Föderation, Andrei Sharashkin und Italiens, Giorgio Taborri, sowie Vertreter des Landes Niedersachsen und des Landkreises Rotenburg (Wümme) zugesagt.

Bereits ab 13.00 werden in der Gedenkstätte deutsch-, englisch- und französischsprachige Rundgänge über das ehemalige Lagergelände und durch die Ausstellungen angeboten.

Die eigentliche Gedenkveranstaltung beginnt um 16.00 Uhr auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel (ehemaliger Lagerfriedhof, Bevener Str. ohne Nr., 27446 Sandbostel) mit einem Grußwort des Landrates des Landkreis Rotenburg (Wümme), Hermann Luttmann und einer Ansprache von Domenico Bolognese, dessen Vater, der italienische Offizier Michele Bolognese im Stalag X B interniert war. Es folgt eine Gebetsreihe mit Geistlichen der evangelischen, der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche, des Islams und des Judentums. Im Anschluss folgt die Niederlegung von Kränzen.

Um 17.30 Uhr wird die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte Lager Sandbostel fortgesetzt mit Grußworten des italienischen Generalkonsuls Giorgio Taborri aus Hannover und des Landessuperintendenten Dr. Hans-Christian Brandy. Angefragt für ein Grußwort ist auch ein Vertreter des Landes Niedersachen. Es folgt ein Gedenkbeitrag von Jugendlichen. Besonders freut uns, dass der 95jährige Zbigniew Radlowski aus Krakau seine Teilnahme und eine Rede zugesagt hat. Zbigniew Radlowski wurde als 20jähriger Angehöriger der polnischen Armia Krajowa (Heimatarmee) nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes vor 75 Jahren in das Kriegsgefangenenlager Sandbostel gebracht.
Musikalisch wird die Veranstaltung von Åsa Stelling Jakobsson (Violine) und Christine von Stryk (Klavier) begleitet.
Am Gedenkstein für die im Stalag X B gestorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge besteht dann die Möglichkeit des individuellen Gedenkens.

Abschließend findet um 19.00 Uhr ein von der St. Lamberti-Kirchengemeinde Selsingen ausgestalteter Gedenkgottesdienst in der evangelischen Lagerkirche statt. Die Predigt hält Dr. Hans-Christian Brandy.

Die Veranstaltungen auf dem Lagerfriedhof, in der Gedenkstätte und in der Lagerkirche sind öffentlich und wir würden uns freuen, Sie am 29. April in der Gedenkstätte Lager Sandbostel begrüßen zu dürfen.


3.4.2019

peace train goes Frankreich. Du bist am Zug! Unterlagen jetzt abrufbar

...Von Widerständigen, Heiligen, Wilden, Freiheitskämpfern, Entdeckern, Künstlern und Feinschmeckern...

 

Nächster Halt: Frankreich. Normandie. Abseits vom Alltag bietet dir der peace train vierzehn Tage lang alles andere als normalen Alltagstroß . Keine
Schubladen. Neuland! Unterwegs mit drei Kleinbussen. Nichts für Leute, die eine feste Tagesstruktur brauchen. Der peace train weiß manchmal morgens noch nicht, wo er abends halten wird und ob seine Gäste dann die Nacht am Strand unter freiem Himmel oder aber in einer gemütlichen Unterkunß mit Dach über dem Kopf verbringen werden. Vieles entscheiden wir gemeinsam vor Ort. Eines verspricht die Reise in jedem Fall: Die Normandie bietet dir unfassbar schöne Landschaften, raue Steilküsten, abgelegene oder auch weite Sandstrände.
Fischerorte, Leuchttürme, alte Kirchen, den warmen Golfstrom und daneben urige Städte mit Flair im Inland, deren Cafés, Kultur und Geschichte dich einladen zu verweilen und aufzutanken. Und dann wäre da noch Paris. Die Metropole ist fest als Halt eingeplant.
Und auch das bietet dir der peace train: Leute aus verschiedenen Nationen und ganz unterschiedlichen Hintergründen sind mit dir unterwegs. Immer entlang der französischen Küste bis nach Cap de la Hague und zurück.

 

Ein Roadtrip. Gemeinsam unterwegs. Mitten im Sommer. Drei Kleinbusse. 14 Tage. Frei. Heute hier.
Übermorgen dort. Und mittendrin Zeit für so vieles: Gute Begegnungen, klasse Typen, gemeinsam in Aktion, tolle Events, urige Orte, frische und freche Impulse, eine fantastische Küstenlandschaft , Strand.
Weiter Horizont. Und: Paris.
- Runterkommen. Eintauchen. Auftanken. Loslegen. #gemeinsam
- Wie geht #gemeinsam? In einem Europa, das immer weiter politisch nach rechts kippt, steht vieles in Frage. Also, was tun? Wie geht #gemeinsam? Was ist unsere Aufgabe, um die Weichen richtig zu stellen? Abseits vom Alltagsgetöse wollen wir Antworten suchen. Im Gespräch. In Aktion. In der Begegnung. Steig ein!

 

Projekt peace train
Der Name peace train ist im übertragenen Sinne zu verstehen. Es ist ein „Zug“ durch Europa und in 2019 im Besonderen durch Frankreich. Peace train lädt ein, einander zu begegnen, Geschichte zu teilen, zu feiern und Zeichen zu setzen: 
Zeichen des Friedens!

 

Datum

4. - 18. Juli 2019

 

Für Leute zwischen 16 und 24 Jahren

 

14 Übernachtungen an verschiedenen Orten, Fahrt mit Kleinbussen, Unterkunft, Verpflegung und Reiseleitung ist im Preis inbegriffen.

 

Die An- und Abreise nach und ab Oese muss von den Teilnehmenden selbst organisiert werden.


Finanzen
Die Kosten betragen EUR 449,00 für Teilnehmende aus Westeuropa ohne eigenes Einkommen (Schüler_innen und Studierende), 479 für Teilnehmende aus Westeuropa mit eigenem Einkommen und EUR 350,00 für Teilnehmende aus Osteuropa.

In besonderen Fällen ist eine finanzielle Unterstützung nach Absprache möglich.

 

Download Faltblatt "peace train 2019"


Kontakt
Michael Freitag-Parey
Mobil: 0152-31739378
Email: m.freitag-parey(at)stiftung-lager-sandbostel.de


20.3.2019

Gedenkstättenverein blickt mit neuem Vorstand in die Zukunft
Am Mittwoch trafen sich die Mitglieder des Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. zur diesjährigen Jahreshauptversammlung in der Gaststätte "Zum Grünen Jäger" in Sandbostel. Begrüßt wurden sie vom Vereinsvorsitzenden Ronald Sperling, der zugleich für das vielfältige ehrenamtliche Engagement der Anwesenden im vergangenen Jahr dankte.

Die Vereinsmitglieder hatten sich wieder in unterschiedlichen Arbeitsbereichen der Gedenkstätte Lager Sandbostel eingebracht: Die Besucherbetreuung durch Ehrenamtliche ermöglichte, dass die Gedenkstätte auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet war und zwei Mal im Monat öffentliche Rundgänge angeboten wurden. Zahlreiche Schulklassen, Konfirmand_innen und Erwachsenengruppen wurden bei ihren Besuchen von Vereinsmitgliedern begleitet. Auch in der Bibliothek, bei Rechercheaufgaben und vor allem bei Aufräumarbeiten auf dem Gedenkstättengelände wurden die Gedenkstättenmitarbeiter_innen ehrenamtlich unterstützt. Darüber hinaus hat der Gedenkstättenverein zahlreiche Veranstaltungen, wie Gedenkfeiern, Vorträgen und Filmvorführungen, mitgestaltet.

Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde über personelle Veränderungen entschieden. Die langjährigen Vorstandsmitglieder Detlef Cordes und Werner Zeitler haben ihre Ämter aus Altersgründen auf eigenen Wunsch zur Verfügung gestellt. Michael Freitag-Parey, bisher Beisitzer im Vorstand, übernimmt ab jetzt Zeitlers Posten des stellvertretenden Vorsitzenden. Neu gewählt worden sind Gabriele Reetz und Jan Dohrmann, die den Vorstand als Beisitzer_innen vervollständigen. Ronald Sperling wurde als Vereinsvorsitzender für eine weitere Amtszeit bestätigt. Weiter verbleiben im Vorstand Günther Justen-Stahl als stellvertretender Vorsitzender und Kassenführer Lars Lust.

Zum Abschluss wurde gemeinsam in die Zukunft geblickt: In Kleingruppen diskutierten die Anwesenden Fragen zu künftigen Schwerpunkten der Vereinsarbeit, der Mitgliederwerbung und der Finanzierung fortlaufender Projekte, wie der FSJ-Stelle in der Gedenkstätte Lager Sandbostel. Mit vielen Eindrücken aus dem „Brainstorming“ wird der neu gewählte Vorstand des Gedenkstättenvereins bei der konstituierenden Sitzung im April seine Arbeit aufnehmen.

Hintergrund: Der Gedenkstättenverein Sandbostel e.V. wurde 1992 gegründet und organisierte in Privaträumen in Bremervörde die erste Ausstellung zur Geschichte des Stalag X B Sandbostel. In den frühen 2000er Jahren war er maßgeblich an der Gründung der Stiftung Lager Sandbostel und an der Errichtung der Gedenkstätte am historischen Ort beteiligt. Wenn Sie den Gedenkstättenverein – ob mit ehrenamtlichem Engagement oder finanziell – unterstützen möchten oder auf der Suche nach weiteren Informationen sind, besuchen Sie die Website www.gedenkstaettenverein-sandbostel.de.


28.2.2019
Pascal Vallicioni im Alter von 92 Jahren verstorben

Mit Bestürzung müssen wir mitteilen, dass am 27. Februar 2019 der ehemalige französische KZ-Häftling Pascal Vallicioni verstorben ist.

Pascal Vallicioni (1926 – 2019) // Foto: Sarah Mayr, Berlin
Pascal Vallicioni (1926 – 2019) // Foto: Sarah Mayr, Berlin

Pascal Vallicioni wurde am 19. Dezember 1926 im französischen Toulon geboren. Als er 1943 mit seiner Familie in das Departement Hautes-Alpes in Südfrankreich zog, schloss er sich der örtlichen Resistance an. Unter der Folter verriet einer seiner Kameraden seine Widerstandsgruppe den Deutschen. Ihre Mitglieder wurden gefangen genommen und in der Kommandantur der Gestapo in Marseille verhört und gefoltert. Danach deportierte die Gestapo sie nach Deutschland in das Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg, wo sie am 1. September 1944 eintrafen. Nach drei Tagen wurde Pascal Vallicioni in das Neuengammer Außenlager Wilhelmshaven deportiert, wo er als Elektroschweißer in einer Fabrik arbeiten musste.
Im April 1945 löste die SS das KZ-Außenlager Wilhelmshaven auf und die Gefangenen wurden mit einem „Todesmarsch“ ins Kriegsgefangenenlager nach Sandbostel verschleppt. Pascal Vallicioni berichtete später von den katastrophal schlechten Bedingungen im KZ-Auffanglager Sandbostel. Er sah die zahlreichen unbestatteten Leichname und berichtete von Leichenkannibalismus. Nach der sogenannten Hungerrevolte der KZ-Häftlinge am Abend des 19. April 1945 wurde er mit anderen KZ-Häftlingen zusammen zu einem weiteren Todesmarsch gezwungen, der sie bis nach Flensburg führte. Schließlich wurde Pascal Vallicioni auf einem Schiff vor Flensburg von englischen Truppen befreit.

Nach dem Krieg versuchte er zu vergessen. Erst Mitte der 1990er Jahre später besuchte Pascal Vallicioni erstmals Deutschland wieder und trat für die Freundschaft der beiden Länder Deutschland und Frankreich ein. Er berichtet von seinem Leidensweg auch jungen Menschen an französischen Universitäten.
Zuletzt konnten wir Pascal Vallicioni am 2. Mai 2015, im Rahmen der französischen Pelerinage anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung des KZ Neuengamme in Sandbostel begrüßen. Eindrucksvoll war ein sich anschließendes gemeinsames Zeitzeugengespräch von Pascal Vallicioni gemeinsam mit seinen Kameraden Daniel Poux und Raymond Gourlin im Rathaus von Stade.

Pascal Vallicioni fiel das sprechen über das was er gesehen hat und über das Schicksal seiner Kameraden stets schwer. Bei seiner letzten öffentlichen Rede 2018 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, hat seine Tochter seinen Bericht verlesen.

Pascal Valicioni berichtete über Sandbostel:

„Wie diese Anblicke des Grauens vergessen? Diesen Haufen nackter Leichen, aufgestapelt wie Holzscheite, mit erstarrten Blick, eine menschliche Mauer, mehr als vier Meter lang und zwei Meter hoch.

Wie soll ich meine Ohnmacht schildern, meine Angst zu sterben, so wie alle diese anderen. Wie berichten von den Qualen des Hungers, der Erschöpfung, der Schläge? Wie erzählen von unserem Verfall, wir, die nur noch von der SS aus Sandbostel fortgetriebene wandelnde Skelette waren.“

Bei dieser Veranstaltungen haben wir noch gemeinsam mit Pascal Vallicioni überlegt, dass er am 29.4.2019, dem 74. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B in der Gedenkstätte Sandbostel über das Schicksal der KZ-Häftlinge in Sandbostel sprechen könne.

 Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin hat Sarah Mayr Porträtfotos von ehemaligen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen aus Sandbostel angefertigt und Interviews mit ihnen geführt.


15.2.2019
Italienische Überlebendenverbände ANED und ANEI besuchen die Gedenkstätte
Erstmals kamen die beiden Italienischen Verbände Associazione Nazionale Ex Deportati Nei Campi Nazisti (ANED) und Associazione Nazionale Ex Internati (ANEI) im Rahmen ihrer Viaggio della memoria (Gedenkreise) auch in die Gedenkstätte Lager Sandbostel.

In Sandbostel wurden die 84 Italienerinnen und Italiener aus den beiden Verbänden, darunter viele junge Menschen, von dem Leiter der Gedenkstätte, Andreas Ehresmann, begrüßt. In seiner Begrüßung betonte der Leiter die große Bedeutung dieser erstmaligen gemeinsamen Reise der beiden Verbände nach Deutschland und Sandbostel. Andreas Ehresmann führte aus, dass das Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel gemeinsam mit dem Zweiglager Wietzendorf eines der größten Verteillager von Italienischen Militärinternierten (IMI) war, die am 8. September 1943, nach der Kapitulation Italiens, in Gefangenschaft gerieten. 67.000 IMIs wurden in Sandbostel und Wietzendorf registriert und zügig in Arbeitskommandos im gesamten Elbe-Weser-Dreieck überstellt.

Einer von ihnen war beispielsweise der Italienische Offizier Michele Montagano. Gemeinsam mit 213 anderen Offizieren verweigerte er aber (wie viele andere auch) den Arbeitseinsatz auf einem Fliegerhorst. Nach einer Schein-Erschießung wurden die italienischen Soldaten zur Strafe in das Arbeitserziehungslager Unterlüß der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) eingewiesen. In Unterlüß waren Misshandlungen und Schwerstarbeit an der Tagesordnung und die Bedingungen ähnlich wie in einem Konzentrationslager. Im April 1945 wurde Michele Montagano befreit. Wir freuen uns sehr, dass Michele Montagano, der seit 1952 Mitglied der ANEI ist und lange Jahre der Vizepräsident der Associazione Nazionale Reduci dalla Prigionia (Nationale Vereinigung der Heimkehrer aus der Gefangenschaft) war, an der diesjährigen Befreiungsfeier des Stalag X B am 29. April teilnehmen und zu den Besucherinnen und Besuchern sprechen wird.

In Sandbostel wurde von der Lagerleitung ein System aus Schikanen und Strafen aufgebaut, um die Italienischen Offiziere zur Arbeit zu bewegen. So wurden zum Beispiel die Nahrungsmittel bewusst und völkerrechtswidrig stark reduziert. Im Kriegsgefangenenlager Sandbostel sind 173 italienische Soldaten gestorben und zunächst auf dem Lagerfriedhof in Sandbostel bestattet worden. Später sind die Gebeine exhumiert und auf den zentralen italienischen Ehrenfriedhof in Hamburg-Öjendorf umgebettet worden.
Nach der Einführung in die Geschichte des Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Viaggio della memoria eigenständig die historischen Lagergebäude und die beiden Ausstellungen in der Gedenkstätte. Die Vertreterinnen und Vertreter der beiden italienischen Überlebendenverbände zeigten sich sehr angetan von der Qualität und ausführlichen Darstellung der Geschichte des Stalag X B und versprachen, dass die Verbände wiederkommen werden. Gemeinsam gab es erste Überlegungen gedenkstättenpädagogische Projekte für Jugendliche zu entwickeln.


4.2.2019
Archäologische „Bodenfunde“ nach 15 Jahren der Gedenkstätte übergeben

Ein kurzer Telefonanruf in der Gedenkstätte Lager Sandbostel hat nach 15 Jahren zu einer überraschenden Postsendung mit zahlreichen archäologischen Fundstücken geführt.

Dabei handelt es sich um zwei Pappkartons mit Metallfundstücken, die vermutlich aus Metallsondengängen stammen. Der größte Teil der Objekte sind Kriegsgefangenenmarken, die auf einem heutigen Acker im Bereich der ehemaligen Lagerverwaltung 2004 gefunden wurden. Der damalige Sammler, ein promovierter Archäologe, hatte die Objekte bei sich im heimischen Keller eingelagert. Jahre nach seinem Tod 2011 hat nun die Ehefrau den Keller ausgeräumt. Erfreulicherweise sind die beiden Kartons mit den verrosteten Funden dabei nicht entsorgt worden, sondern an die Gedenkstätte – die dafür zuständige Stelle – übersandt worden.

Nichts desto trotz muss kritisch konstatiert werden, dass durch den unbedarften und erstaunlich laienhaften Umgang mit den Funden viel von der Substanz zerstört wurde. Rost und Aluminiumfraß hat an den 15 Jahre in Plastikfundbeuteln lagernden Stücken deutliche Spuren hinterlassen und insbesondere viele der fast 100 Kriegsgefangenenmarken, die bei zeitnaher und adäquater konservatorischer Behandlung, noch hätten lesbar gemacht werden können, sind für immer verloren.

Es freut uns sehr, dass diese bedeutenden archäologischen Fundstücken nun der Gedenkstätte übergeben wurden. Aber insbesondere diese Übergabe und der teils desolate Zustand der Kriegsgefangenenmarken zeigt auch, was mit solchen „Bodenfunden“ passiert, wenn sie unbearbeitet und laienhaft aufbewahrt werden. Die Substanz leidet massiv, sei es durch Rost, sei es durch Aluminiumfraß. Wir möchten hiermit alle motivieren, solche „Bodenfunde“ an die geeigneten Stellen zu übergeben, bevor die Informationen die den Funden inne ruhen verloren gehen.

 

Hintergrund: Das Suchen nach historischen Funden unter Einsatz einer Metallsonde, auch „sondeln“ genannt, ist ein beliebtes Hobby. Dabei wird mit einem Metalldetektor nach Gegenständen aus Metall im Boden gesucht.
In Niedersachsen und somit auch im Landkreis Rotenburg (Wümme) und auf den Äckern um die Gedenkstätte herum, bedarf das Sondengehen einer denkmalrechtlichen Genehmigung durch die Kreisarchäologie! Die Sondengänger erhalten dann die Genehmigung der so genannten „Nachsuche“ für ein begrenztes Gebiet, in dem dann bis in eine Tiefe von maximal 30 cm nach Metallgegenständen gesucht werden darf.
Die Gedenkstätte Lager Sandbostel arbeitet mit den ausgebildeten, ehrenamtlichen und für das ehemalige Lagerareal zugelassenen Sondengängern eng zusammen.


29.1.2019

save the date - 29.4.2019

Gedenkveranstaltung zum 74. Jahrestag der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag X B Sandbostel

Die Veranstaltung beginnt am Montag den 29. April 2019 um 16.00 Uhr auf dem ehemaligen Lagerfriedhof, der heutigen Kriegräberstätte Sandbostel (Beverner Str. in 27446 Sandbostel). Um 17.30 Uhr wird die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte fortgesetzt. Enden wird die Veranstaltung um 19.00 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in der Lagerkirche.
Wir möchten Sie herzlich einladen an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Das genaue Programm wird noch gesondert bekannt gegeben.


28.1.2019

Übergabe von Archiv-Funden aus Sandbostel zu toten sowjetischen Kriegsgefangenen aus Kiel anlässlich des Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus

Anlässlich des Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hat der Verein Mahnmal Kilian heute auf dem Kieler Nordfriedhof Aktenmaterial zu 31 ehemaligen russischen kriegsgefangenen Zwangsarbeitern an die Friedhofsleitung und das Kieler Stadtarchiv übergeben. Die Toten sind seit 1949 anonym auf diesem Friedhof bestattet, nachdem sie bei einem Bombenangriff auf die Kieler Werften und ihr Barackenlager am 23. Juli 1944 umgekommen waren, weil sie als Russen keine Bunker aufsuchen durften. Damit kann nun zumindest einigen der insgesamt 209 dort bestatteten russischen/sowjetischen Bürgerinnen und Bürgern endlich ein Name zugeordnet werden.
Zu der symbolischen Übergabe mit einigen der jetzt bekannten Portraitfotos und Personalkarten waren zahlreiche MedienvertreterInnen erschienen. Neben der Friedhofsleitung mit Frank Wunder waren Johannes Rosenplänter vom Kieler Stadtarchiv und der Vorsitzende der Deutsch-Russischen Gesellschaft Kiel, Hans-Friedrich Möller anwesend. Für den Verein Mahnmal Kilian waren der Historiker Dr. Lars Hellwinkel, die Mitarbeiterin des Kriegszeugenprojekts Anja Manleitner sowie Dr. Henning Repetzky und Dr. Jens Rönnau vom Vorstand gekommen. Hellwinkel und Rönnau erläuterten die Hintergründe sowie Überlegungen, wie man auch in der Bildungsarbeit mit dem gefundenen Material umgehen könnte.

Die Archivfunde waren im Zuge von Recherchen des Vereins Mahnmal Kilian zur Geschichte des von ihm als Erinnerungsort betriebenen Flandernbunkers in der Gedenkstätte Stiftung Lager Sandbostel aufgetaucht. Dort war es dem Historiker Dr. Lars Hellwinkel, Mitglied im Verein Mahnmal Kilian, gelungen, die Namen von 31 der insgesamt 209 anonym Bestatteten im Archiv  aufzuspüren. Er arbeitet in dieser niedersächsischen Gedenkstätte bei Bremervörde, wo sich einst das Stalag XB befand. Von dort aus wurden die sowjetischen Kriegsgefangenen von der Wehrmacht zum Arbeitseinsatz im damaligen Wehrkreis X gezwungen, zu dem auch das heutige Bundesland Schleswig-Holstein gehörte. Viele von ihnen wurden auch in Kiel in der Rüstungsindustrie und im Bunkerbau eingesetzt, wo sie unter anderem zum Bau der U-Bootbunker eingesetzt wurden. Sie hausten im Barackenlager am Speckenweg in Kiel- Dietrichsdorf. Bei einem Bombenangriff am 23.Juli 1944 kamen dort 98 sowjetische Soldaten um, weil sie nicht in den schützenden Bunker des Lagers durften. Sie wurden zunächst in einem Massengrab am Speckenweg bestattet, dann 1949 auf den Nordfriedhof umgebettet, wo es bislang nur eine namenlose Grabstätte gibt.
Die gefundene Verlustliste der Marinebaubereitschaftsabteilung, bei der die Kriegsgefangenen eingesetzt waren, ermöglicht nun einem Teil dieser Opfer des Zweiten Weltkrieges in Kiel ihre Namen wiederzugeben. Zu 20 von ihnen konnten inzwischen sogar die Personalkarten gefunden werden und mit ihnen meist auch Portraitfotos samt Gefangenennummer, die in den Lagern aufgenommen worden waren.
Das bislang aufgefundene Aktenmaterial wurde heute ebenfalls an die Friedhofsverwaltung, das Kieler Stadtarchiv übermittelt. Mit der Übergabe möchte der Verein Mahnmal Kilian deutlich machen, dass zum Thema Zwangsarbeit in Kiel noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. Insbesondere aber sollen die bislang unbekannten Opfer nach über 70 Jahren der Anonymität entrissen werden.

Personalkartenfoto mit zugehöriger Personalkarte von Fjodor Grinjow, sowjetischer Soldat und gelernter Landarbeiter. Er hält eine Tafel mit seiner Personalnummer und der Bezeichnung XB für das Stammlager Sandbostel. Fjodor Grinjow wurde am 20. Juni 1920 geboren und starb bei dem Bombenangriff auf die Kieler Werften mit dem Zwangsarbeitslager am 23. Juli 1944 im Alter von 24 Jahren


23.1.2019

Delegation aus der Gedenkstätte Sandbostel bei Jugend-Dialog-Veranstaltung im nds. Landtag

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta vor den Jugendlichen, Begleitpersonen und Vertretern aus Politik und Gedenkstätten nach der Präsentation der Ergebnisse
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta vor den Jugendlichen, Begleitpersonen und Vertretern aus Politik und Gedenkstätten nach der Präsentation der Ergebnisse

Am 21. Januar 2019 fand im Niedersächsischen Landtag eine Jugend-Dialog-Veranstaltung zum Thema „Wie erinnern wir in Zukunft?“ statt. Der Einladung von Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta folgten zahlreiche Schulen, Gedenkstätten und Initiativen, sodass sich insgesamt 60 Jugendliche aus ganz Niedersachsen auf den Weg nach Hannover machten.
Eingeführt und moderiert wurde die Begegnung von Prof. Dr. Dietmar von Reeken, Professor für Geschichtsdidaktik an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg. In der anschließenden Gruppenarbeitsphase bekamen die Jugendlichen die Gelegenheit, sich intensiv über die von Herrn von Reeken gestellten Impulsfragen auszutauschen: Wie können Gedenkstätten Jugendliche motivieren, sich in der Erinnerungsarbeit zu engagieren? Wie soll Erinnern und Gedenken in der Zukunft aussehen, gerade wenn in naher Zukunft keine Zeitzeugen mehr befragt werden können? Welche Rahmenbedingungen braucht es hierfür?

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta vor den Jugendlichen und Begleitpersonen im Plenarsaal des Landtagsgebäudes
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta vor den Jugendlichen und Begleitpersonen im Plenarsaal des Landtagsgebäudes

Mit diesen Fragen haben sich auch Manuel van Gerrisheim, Wiebke Meyer, Mattes Neumann, Jenny Söhl und Maarten Tomforde vom Gymnasium Bremervörde beschäftigt. Sie wurden begleitet von Friedenspädagoge Michael Freitag-Parey, FSJlerin Marie-Claire Müller und den beiden studentischen Mitarbeitern Nele Eilers und Jan Dohrmann von der Gedenkstätte Lager Sandbostel.
Der Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wohnten auch Kultusminister Grant-Hendrik Tonne und Abgeordnete der Landtagsfraktionen bei. Zum Abschluss der Veranstaltung führte Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta die Jugendlichen durch den Plenarsaal des Landtagsgebäudes und beendete so einen interessanten und informativen Begegnungstag in Hannover.


22.1.2019

NACHVORNEDENKEN. Jugend-Workshop-Tag zu Themen der Friedens- und Gedenkstättenarbeit

Foto: www.eilersfoto.de, Layout: Manuel Völker
Foto: www.eilersfoto.de, Layout: Manuel Völker

nach vorne denken... das klingt einfacher gesagt, als getan. Welche Themen müssen in der Friedens- und Gedenkstättenarbeit angeboten werden? Historisch-politische Bildungsarbeit, Menschenrechtserziehung, Antirassismusarbeit, Fragen der Vermittlung des Geschehenen, Fragen nach dem Wie von Gedenken und Erinnern. Aber welche Ansätze und Methoden eignen sich? Was ist der richtige Umgang mit diesen Themen? Und wie wird diese wichtige Arbeit in Zukunft aussehen? Zum Beispiel im Jahre 2045, wenn sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 100. Mal jährt? Und welche Rolle spiele ich selbst beim Beantworten dieser Frage? Was ist meine Verantwortung? Wo sehe ich meine Aufgabe? Wir stellen uns diesen Fragen auch vor dem Hintergrund eines Europas, das politisch stark nach rechts rückt und rechtspopulistische Parteien die Gedenk- und Erinnerungskultur hier und anderswo in Frage stellen.

Auf Grundlage dieser Fragen bieten wir Workshops an, in denen wir nach vorne denken und Antworten suchen wollen. Gemeinsam mit euch und einer Reihe von Referent*innen aus der Friedens- und Gedenkstättenarbeit.

 

Workshops (Liste wird ergänzt):

  • Dr. Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin): Ey, was geht mich das an?“ – Gedenkstättenpädagogik auf Augenhöhe
  • Dr. Iris Groschek (KZ-Gedenkstätte Neuengamme): „I´m famous y´all“ - Instagram, Youtube, Snapchat an KZ-Gedenkstätten
  • Gesa Lonnemann (CVJM Niedersachsen): Tba.
  • Dr. Lars Hellwinkel (Gedenkstätte Lager Sandbostel): Tba.
  • Michael Freitag-Parey (Gedenkstätte Lager Sandbostel): Tba.
  • Gerd Meyer: Tba.

Alle Infos auf einen Blick:

  • Zielgruppe: junge Leute ab 16 Jahren
  • An- und Abreise: Selbstständig bis bzw. von Bremervörde (z.B. S-Bahn und Regionalbahn ab Hamburg) oder Zeven (z.B. Regionalbus 630 ab Bremen); von bzw. bis dort bieten wir einen Shuttle in die Gedenkstätte an
  • Verpflegung: Wir kümmern uns um Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen
  • Kosten: Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben
  • Barrierefreiheit: Der Veranstaltungsort ist für Personen im Rollstuhl zugänglich

Anmeldung bitte per Email an: m-c.mueller(at)stiftung-lager-sandbostel.de

Als Juleica-Inhaber*in kannst du mit dieser Veranstaltung deine Juleica-Card verlängern!


15.1.2019

Neues Veranstaltungsprogramm Januar bis Juni 2019 erschienen